Die Städte, welche wir besuchen, werden der Reihenfolge nach immer kleiner, dadurch beschaulicher und pittoresker. Ein wahres Kleinod ist Buchara (usbekisch Buxoro). An einer zentralen Route der alten Seidenstraße gelegen, hat die Stadt eine wechselvolle Geschichte. Zahlreiche ehemalige Karawansereien in der Stadt zeugen von der Bedeutung als Handelszentrum. Heute sind die von Bäumen beschatteten Innenhöfe beliebte Restaurantplätze, umgeben von Souvenirläden. In einem solchen Innenhof sitze ich gerade und schreibe diesen Text. Die Stadt existierte wohl schon zu Zeiten Alexander des Großen und erlebte ein Blüte unter persischer Herrschaft der Samaniden im 9. und 10. Jahrhundert. Buchara wurde zum Zentrum von Handel und Handwerk sowie ein geistiger Pol des Islams im Osten. Ein Mausoleum und das Wahrzeichen der Stadt, das zentrale Kalon-Minarett, zeugen von jener Zeit. Berühmte Wissenschaftler, wie der Arzt und Philosoph Avicenna, lebten und wirkten hier. Als die Mongolen unter Dschingis Khan einfielen, wurde die Stadt nahezu vollständig zerstört und benötigte mehrere hundert Jahre, um zu neuer Blüte zu gelangen. Das Minarett blieb wie durch ein Wunder erhalten. Der Legende nach stand Dschingis Khan davor, schaute nach oben und verlor seinen Hut. Als er sich hinkniete, um den Hut aufzuheben, sagte er: "Niemand hat mich bisher in die Knie zwingen können, dieser Turm hat es geschafft. Er soll erhalten bleiben." Im sowjetischen Bürgerkrieg von 1920 wurde die Stadt von der Roten Armee schwer bombardiert und erneut zu 75% zerstört. Die Burg Ark mit dem Palast des Emirs ging verloren. Nur ein kleiner Teil blieb erhalten, die Burgmauern werden gerade restauriert. Der Emir flüchtete nach Afghanistan, ließ Frau(en) und Kinder zurück und nahm nur sein Gold mit. Sein Herrschaftsgebiet wurde zur Sowjetischen Volksrepublik Buchara und ging 1924 in der Usbekischen Sozialistischen Volksrepublik (USSR) auf. Die Nachfahren des Emirs leben heute in Pennsylvania, USA. Das Gold des Emirs liegt bei einer Schweizer Bank mit der Auflage, es Usbekistan auszuzahlen, wenn es eine islamische Republik wird. Soll es ruhig liegen bleiben bis zum jüngsten Gericht.
Die Innenstadt ist heute ein einzigartiges autofreies Freiluftmuseum. Selbst unter der Woche sind die Gassen bis Mitternacht belebt, viele Läden haben bis 23 Uhr geöffnet. In den Restaurants gibt es abends Live-Musik und Folklore-Tänze. Besuche traditioneller Handwerksbetriebe, von der Teppichknüpferin bis zum Damaszener-Messerschmied, dürfen in Buchara nicht fehlen. Ein schöner Ort zum Verweilen.
Wo einst der Emir-Palast stand, ist nur noch Wüstenei. |
Beim Teppichverkauf nicht schwach werden.
AntwortenLöschenViele Grüße aus der Heimat
Die Geschichte der Stadt ist auch unglaublich. Sehr spannend und natürlich schade, wenn so einige große Gebäude zerstört werden. Aber auch gut, wenn es zu teilen wieder aufgebaut wird. 👍.
AntwortenLöschenLG aus Österreich :)