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Donnerstag, 30. November 2017

Auf dem Bio-Bauernhof

In unseren Reiseführern und in den Hotelunterlagen wurde ein Abstecher zur Organic Farm ein paar Kilometer flussaufwärts als lohnenswertes Ausflugsziel genannt. Die Farm hat sich auf die Herstellung von Maulbeertee spezialisiert und sollte ein sehr gutes Restaurant mit authentischer laotischer Küche besitzen. Also haben wir uns ein Boot bestellt und sind den Fluss hinauf gefahren. Wir wurden im Nirgendwo abgesetzt und standen nun vor dieser Organic Farm. Es war alles sehr Organic und ein bisschen Farm. Weit und breit keine Menschenseele außer einem Mütterchen, das wir beim Essen störten. Wir liefen ein bisschen rum und stellen fest, dass hier vor langer Zeit mal was aufgebaut worden war und dann scheinbar in Vergessenheit geriet. Da wir nun einmal da waren, beschlossen wir, an einem der einsamen Tische am Fluss etwas zu essen und zu trinken. Beim Mütterchen gaben wir unsere Bestellung auf und siehe da, es gab einen vorzüglichen Maulbeertee und Maulbeerwein, dazu eine Platte mit diversen handgemachten Ziegenkäsen, garniert mit frischen Zwiebeln und Kräutern sowie Baguette. Eine Delikatesse! Auch der Lao Spicy Papaya Salad und die Klebreis-Desserts mit Mango und Ananas waren hervorragend. Am Ende war alles gut und wir bestellten uns ein Tuk-Tuk für die gemütliche Heimreise.

Im Reifen durch die Höhle

Der Tag begann mit einem ausgiebigen Frühstück im Freien. Mit jeder Etappe kommen wir ein Stück weiter nach Süden, so dass die Temperaturen steigen. Heute hat es angenehme 28°C. Die erste Hälfte des Tages verbrachten wir im Kajak auf dem Fluss Nam Song. Es war eine abwechslungsreiche Tour mit einigen Stromschnellen und ruhigeren Abschnitten. Bei einem Zwischenstopp haben wir uns in einem Reifen sitzend in eine Höhle treiben lassen. Da drinnen war es stockdunkel. Lediglich eine Stirnlampe bot etwas Licht und ein Seil, an das man sich klammerte, hielt uns auf Kurs. Auf halber Strecke ging es zu Fuß (barfuß!) weiter, erst durch ein flaches Flussbett, später auf dem Trockenen und durch enge Spalten. Wieder aus der Höhle raus, ließen wir uns im Kajak noch eine Stunde gemütlich Richtung Hotel treiben.






Mittwoch, 29. November 2017

Fahrt nach Vang Vieng

Nach Besichtigung der Steinkrüge ging es auf kurvenreiche fünfstündige Fahrt zu unserem neuen Ziel Vang Vieng. Das Wetter war heute bedeutend besser und wo gestern noch Wolkennebel lag, taten sich jetzt großartige Aussichten auf. Auch wenn ich Euch mit meinen Landschaftsbildern langweilen sollte, komme ich nicht umhin, ein paar der schönsten Bergpanoramen zu zeigen. Erkennt Ihr die Bank wieder?


Zu guter Letzt ein Blick aus unserem Hotelzimmer in Vang Vieng. Gute Nacht, das war es für heute.


Plain of Jars - Ebene der Tonkrüge

Die übliche deutsche Übersetzung ist nicht ganz zutreffend, denn es handelt sich um überdimensionierte Steinkrüge aus vorchristlicher Zeit. Entstehung und Nutzen sind ebenso rätselhaft wie bei Stonehenge in England oder den riesigen Steinfiguren auf den Osterinseln. Man schätzt das Alter der Kolosse auf 2500 bis 3000 Jahre. Mehr als 6 Tonnen schwer und 2,60m hoch ist der Größte von Ihnen. Etwa 2000 dieser Monumente verteilen sich auf 58 Fundorte, drei davon sind touristisch erschlossen. Es gibt viele Vermutungen zur Entstehung, aber keine sicheren Erkenntnisse. Der Fund eines alten Steinbruches mit angefangenen Krügen in 15 km Entfernung lässt darauf schließen, dass die Kolosse dort herstammen und zu den heutigen Fundstellen gerollt wurden. Bearbeitet und ausgehöhlt wurden die riesigen Behälter wohl mit Granitäxten, die man ebenfalls in der Nähe fand. Zu jedem Gefäß gehören steinerne Verschlussdeckel, die überall am Boden verstreut sind. Wie haben die Menschen diese Gewichte früher gestemmt? Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse gehen davon aus, dass die Krüge der Bestattung der Angehörigen dienten. Jede Familie hatte wohl einen eigenen Steinkrug; je höher der Rang, desto größer das Behältnis. Nach Abschluss des Verwesungsprozesses wurden die Knochen aus dem Krug geholt, in kleinere Urnen umgebettet und nebenan vergraben. Es gibt aber auch Hinweise auf Feuerbestattungen. Vielleicht für die armen und einfachen Menschen? Alles also noch recht vage. Die DNA der Knochen wird gerade untersucht, um die Herkunft der Menschen zu ermitteln. Reliefs auf den Tonkrügen (letztes Bild) lassen auf keine der hiesigen Kulturen schließen, oder erkennt sich jemand wieder? Ich habe die Figur extra für Euch mit einem Edding umrahmt, damit Ihr sie besser erkennt ;-) deshalb das vorher/nachher - Bild.









Baustelle

Auf dem Weg lag eine Brücke, die wegen Wartungsarbeiten kurzfristig geschlossen war. Bei der Holzfahrbahn mussten morsche Bohlen ausgetauscht werden. An die 20 Angestellte der Baufirma waren vor Ort, wirklich gearbeitet haben nur zwei Frauen, die anderen waren Ratgeber und Aufpasser. Einer hat wenigsten versucht, die Motorsäge in Gang zu setzen (bis zu unserer Weiterfahrt erfolglos). Ein paar fehlende Bohlen waren kein Grund, hin und wieder die wartenden Autos über die Brücke zu winken und so hielt sich unsere Wartezeit in Grenzen.


Nachhall des Krieges

Auf dem Weg zur Ebene der Tonkrüge mussten wir zur Einholung einer Genehmigung zur Tourismusbehörde. Im Hinterhof des Gebäudes machten wir gleich neben der Boulebahn eine überraschende Entdeckung: Überbleibsel des heftigsten Bombardements der Menschheitsgeschichte.
Nirgends in Indochina fielen mehr Bomben als hier in der öden Hochebene von Xieng Khouang. Wegen der Nähe zum Ho-Chi-Minh-Pfad wurden 80% der Dörfer vollständig zerstört, ebenso die Provinzhauptstadt und alte Königsstadt Muang Khun, an deren Stelle ab den 1970er Jahren in 30km Entfernung Phonsavan als neue Provinzhauptstadt errichtet wurde. Der Einfallsreichtum der Amerikaner beim Bau der Bomben ist unglaublich und erschütternd. Um möglichst viele Menschen zu treffen, wurden sogenannte Clusterbomben eingesetzt, in deren Inneren viele kleinere Splitterbomben und Granaten untergebracht wurden. Nach dem Abwurf fiel die äußere Hülle der Bombe in zwei Hälften auseinander und verteilte dadurch die kleinen Bomben auf ein großes Gebiet.
Viele Bomben fielen ohne Ziel, da die Flugzeuge zur Bombardierung der nordvietnamesischen Hauptstadt Hanoi von Thailand aus starten und wegen der langen Strecke in der Luft nachgetankt werden mussten. Auf Grund schlechten Wetters misslang das Nachtanken oft, so dass die Bomber unverrichteter Dinge umkehren mussten. Dann wurde die gesamte Bombenladung wahllos über laotischem Gebiet abgeworfen.
Die Bevölkerung fand während dieser Zeit Zuflucht in Höhlen der umliegenden Karstmassive. Die Amerikaner versuchten durch gezielte Bombenabwürfe, diese Höhlen "auszuräuchern", wie zum Beispiel am 24. November 1968 bei der großen Höhle Tham Phiu, wo fast 400 Frauen, Kinder und Alte verbrannten oder erstickten, als eine Phosphorrakete den Eingang traf. Manchmal begünstigten starke Winde, dass die Bomben ihr Ziel verfehlten, wie auf dem nächsten Foto zu sehen ist.
Eine Last des Krieges, die bis heute nachwirkt, sind die vielen Landminen, die verstreut in der Erde lauern und schon mehr als 100.000 Laoten den Tod oder Verstümmelungen einbrachten. Geschätzte einhundertsechs Millionen (als Zahl: 106.000.000) Landminen liegen immer noch im Boden, gerade einmal 5% der Gegend sind beräumt und gesichert. Die Minensuchtrupps sind sehr aktiv und man begegnet auf Schritt und Tritt kleinen Kratern von geborgenen Landminen. Mit diesem Wissen bewegten wir uns wie auf rohen Eiern durchs Terrain.


Auf dem Markt

Am Morgen haben wir uns zu einem Bummel auf dem Markt von Phonsavan aufgemacht. Es gab wie immer interessante Dinge zu sehen. Neben dem üblichen Obst und Gemüse wurden frisch zerlegte Schweine, Rinder, Hühner, Enten und Gänse sowie exotisches wie Bisamratte (meine Vermutung), gerupfte Singvögel und lebende Raupen präsentiert. Genau das Richtige also kurz nach dem Frühstück.



Dienstag, 28. November 2017

Kuppelparty bei den Hmong

Alex hatte uns damals von den Traditionen der Hmong erzählt und nun konnten wir auf unserer Fahrt hautnah eine Brautschau miterleben. Mädchen im heiratsfähigen Alter treffen sich dazu mit potentiellen Ehemännern (Jungs) benachbarter Stämme (untereinander wird selten geheiratet) zum traditionellen Ballspiel. Dabei stehen sich die gemischten Gruppen gegenüber und werfen sich Bälle zu. Je häufiger ein Ball zwischen Männlein und Weiblein gefangen und zurück geworfen wird, um so wahrscheinlicher ist die gegenseitige Zuneigung. Ist die Sache klar, wird die Braut in der kommenden Nacht vom Bräutigam entführt und am nächsten Morgen wieder zu den verdutzten Schwiegereltern gebracht. Damit ist die Hochzeit besiegelt.

Durchs laotische Hinterland

In Rekordzeit von nur fünfeinhalb Stunden haben wir die kurvenreiche Fahrt mit quietschenden Reifen und waghalsigen Überholmanövern nach Phonsavan überstanden. Liegengebliebene oder langsam fahrende LKW wurden ebenso kompromisslos überwunden wie mitten auf der Straße laufende Ziegen, Hühner, Schweine, Kühe und Kinder (ein Huhn musste dran glauben). Wir passierten ein unendlich scheinendes Meer aus grünen Hügeln, wolkenverhangenen Bergen und vereinzelten traditionellen Kmuh- und Hmong-Dörfern. Überall am Straßenrand blühen die bei uns als Weihnachtssterne bekannten Euphorbia pulcherrima (habe ich nachgeschlagen ;-).









Montag, 27. November 2017

Slow Food

In einem schönen Gartenrestaurant über dem Fluss haben wir heute Abend ein laotisches Fondue genossen. Dazu wird ein Tongefäß mit glühenden Kohlen in der Mitte des Tisches eingelassen. Darauf kommt eine noch oben gewölbte Metallplatte mit einer umlaufenden Rinne. Die Mitte der Platte wird mit frischem Speck eingerieben, dann kann wahlweise dünnes Büffel-, Hühnchen- oder Schweinefleisch aufgelegt und gebrutzelt werden. In die Rinne wird Brühe gegossen, in der frisches Gemüse, Eier und Fisch gedünstet bzw. gekocht werden. Die rohen Zutaten werden so nach und nach gegart und zusammen mit der Brühe und einer Sauce in einer Schüssel vermischt und gegessen. Durch ein separates Schälchen mit Chili und Knoblauch kann man sich die Schärfe der Speisen selbst einstellen. Ein tolles und absolut empfehlenswertes Erlebnis.

Auf diese Weise gestärkt sind wir über den Nachtmarkt gebummelt. Die leckeren Speisen dort waren verführerisch, aber leider ging nichts mehr in unsere Bäuche rein.



Gegen halb neun abends haben wir für den morgigen Tag einen Minivan mit Fahrer organisiert, der uns ins Gebirge nach Phonsavan bringt. Für die 260 km lange Strecke sind knappe 7 Stunden Fahrtzeit eingeplant. Dort oben warte die mysteriöse Ebene der Tonkrüge auf uns.

Erleben, was verbindet

Bauet auf und reißet nieder, dann habt ihr Arbeit immer wieder. Nach diesem Motto wird alljährlich für sechs Monate eine Bambusbrücke über den Fluss Nam Khan zur Altstadt erbaut und zur Regenzeit wieder abgerissen bzw. fortgespült. Die kleine Maut für das Überqueren haben wir gerne gezahlt.


Eine weitere interessante Brückenkonstruktion gibt es direkt neben unserem Hotel. Vor nicht all zu langer Zeit war diese Brücke die Hauptverkehrsader zur Altstadt. Jetzt ist sie allerdings für PKW und LKW gesperrt. Auf zwei Holzfahrbahnen sausen die Mopeds von der einen auf die andere Seite. Die Fußgänger müssen sich mit einer seitlich an die Brücke angebauten abenteuerlichen Konstruktion abfinden und auf drei Holzbrettern balancieren. Gott sei Dank gibt es ein Geländer.