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Samstag, 16. November 2019

Sehenswertes abseits der Sehenswürdigkeiten

In den Städten gibt es öffentliche Männertoiletten ohne Sichtschutz und der Frisör geht seinem Handwerk schon mal am Straßenrand nach.


Geradezu magisch scheinen die Fähigkeiten der hiesigen Elektriker zu sein. Keine Ahnung, wie die in diesem Gestrüpp durchsehen. Den Starkstromkabeln mit offenen Leitungsenden sollte man nicht zu nahe kommen.


Die Bauarbeiter müssen mit Schubkarren arbeiten, die bereits unbeladen Schwerstarbeit versprechen.

Zur Hochzeit zieht der Bräutigam zu Pferde mit Kapelle und gesamter Nachbarschaft zum Elternhaus der Braut, um sie abzuholen. Die eigentliche Feier beginnt nach Einbruch der Dunkelheit mit durchschnittlich 500 bis 2.000 Gästen.

Verkehrs- und Transportwesen in Indien

Im Nachgang unserer Reise habe ich einiges aufzuarbeiten. Nehmen wir zum Beispiel den Verkehr. An dieser Stelle geht zuerst ein großes Lob an unseren tollkühnen Fahrer Raj, der uns in Nordindien von Ort zu Ort brachte und mit dem wir einen Heidenspaß hatten. Er erklärte uns die drei Grundregeln, um in Indien Auto fahren zu können:
  1. gute Bremsen
  2. gute Hupe
  3. viel Glück
Sein gelegentliches Angebot, selbst ein Stück zu fahren, lehnte ich dankend ab. Neben dem Linksverkehr muss man nicht nur ständig mit Tieren auf der Fahrbahn rechnen, sondern auch mit Gegenverkehr auf der eigenen Spur, und das selbst auf der Autobahn, die bekanntlich über getrennte Fahrspuren verfügt. Man muss auch deshalb auf der Hut sein, weil Gefährte in ganz unterschiedlichen Geschwindigkeiten unterwegs sind, seien es nun handgeschobene Verkaufstresen, der Gasmann oder Kamelkarren. Erstaunlich war zu sehen, wie viele Personen in oder auf ein Fahrzeug passen. In/auf einen Jeep passen gut und gerne 30 Mann. 4 Personen auf einem Moped sind fast normal. Wir haben sogar eine 6-köpfige Familie auf einem Moped gesehen! Leider war ich mit der Kamera nicht schnell genug, um das festzuhalten. Die Krankenwagen sahen auch nicht sonderlich vertrauenswürdig aus, das Martinshorn hat eh keinen interessiert. Da hatten wir es in unserem klimatisierten Kleinbus richtig bequem. 















Ganz lustig fanden wir auch den selbstgebauten Abschleppwagen:

Umweltfreundliches Brennmaterial

Kühe, Wasserbüffel, Kamele, Pferde und Esel laufen in Indien überall herum, kommen auch gern mal auf der Straße entgegen oder liegen auf dem Mittelstreifen. Frauen sammeln deren Hinterlassenschaften und legen sie am Wegrand zum Trocknen aus. Anschließend werden die Fladen aufgestapelt und zu Paketen geschnürt und dienen als Brennmaterial. Das Brennholz kommt hier also von der Kuh und liegt auf der Straße. Eine wunderbare biologische Lösung und gut für die Klimabilanz, denn der CO2-Kreislauf stimmt (mit Umweg über die Kuh).







Mittwoch, 13. November 2019

Durch die Backwaters

Die Backwaters sind ein riesiges verzweigtes Wasserstraßennetz in Keralas Hinterland mit knapp 30 größeren Seen, 44 Flüssen und 1.500 km langen Kanälen und Wasserstraßen. Zum Teil sind sie zum Meer hin offen, so dass eine Mischung aus Süßwasser, Brackwasser und Abwasser die Landschaft füllt. Faszinierend ist es allemal, auf einem Hausboot durch diese früher von Mangrovenwäldern durchzogene und nun von Menschen in Form gezwängte Landschaft zu tuckern. Wie so oft in Indien sucht einen eine Mischung aus Staunen, Bestürzung und Genuss heim. Im Urlaub lässt man sich lieber von Ersterem und Letzterem leiten und beruft sich darauf, die Menschen vor Ort durch den Tourismus zu unterstützen.




Ein Haupterwerb ist hier der Anbau von Reis. Es ist gerade Erntezeit und Lastkähne werden exakt beladen. Einen Sack mehr und der Kahn geht unter.
Zuweilen werden besondere Schätze gehoben. So ist hier durch Klimaerwärmung und Unterwasserströmungen die Titanic wieder aufgetaucht. Seht selbst:

Dienstag, 12. November 2019

K(r)ampf ums Bier

Bei 32°C im Schatten und 100% Luftfeuchte gibt es nichts besseres als ein kühles Bierchen. Dumm nur, wenn Supermärkte, Straßenläden und die meisten Restaurants keinen Alkohol verkaufen oder ausschenken. Das nutzen die großen Hotels und Resorts zu ihrem Vorteil und verkaufen Bier und Wein zu Cocktailpreisen. Dank Google sind wir doch auf wenige Verkaufsstellen für Spirituosen gestoßen, die wir ohne heimischen Tuk-Tuk-Fahrer allerdings nie gefunden oder zumindest von außen nicht ernst genommen hätten. Dieser führte uns des nächtens über einen schlammigen Vorhof zu einer zurückgesetzten Baracke, an der beidseitig Menschen anstanden, welche einzeln über ein Viehgatter zu einem nicht einsehbaren Bereich gingen. Ein ebenso schmales Gatter in der Mitte spuckte die schnapsbeladenen Käufer wieder aus. Mit unserer weißen Haut wurden wir sofort an der Schlange vorbei geführt und durften einen Blick hinter die Absperrung wagen. An zwei vergitterten Fenstern wechselten Geldscheine und Spirituosen den Besitzer. Da wir über das Ausgangsgatter Zugang erhielten, kam uns immer einer entgegen und wir nicht wirklich durch, denn es war kein Platz für zwei Menschen nebeneinander. Durch Zurufe aus dem vergitterten Fenster wurden wir schließlich um das Gebäude herum geleitet, ein hohes Tor wurde geöffnet und dann standen wir mitten im Lager, umgeben von meterhohen Stapeln aus Schnaps-, Bier- und Weinkisten. Wir kauften ein paar Flaschen Bier und eine Flasche Rotwein und entkamen wieder durch den Hintereingang.
Mit dieser Erfahrung ausgestattet, fahren wir nun gelegentlich mit den hoteleigenen Fahrrädern zu besagtem Laden, um uns mit lebensnotwendigen Erfrischungsgetränken zu versorgen. Bei Tage sieht auch alles weniger abenteuerlich aus :-)


Fish Landing

Am frühen Morgen haben wir den Fischern über die Schulter gesehen, wie sie ihren Fisch landeten und an den Mann brachten. In einer großen Traube Menschen breitete jeweils ein Fischer seinen Fang auf einer Plane aus und dann ging ein lautstarkes Feilschen los, ähnlich einer Auktion. Nach einer Minute ist der Spuk vorbei, der Käufer schüttet den Fang in seine Kiepe und die nächste Versteigerung beginnt. Nach und nach brachten die Fischer ihren Fang an Land. Beim Einbringen der schweren Holzboote halfen alle mit.





Im Paradies

Nun sind wir bereits drei Tage am Meer am südwestlichen Zipfel Indiens und nach ein paar Tagen Faulheit raffe ich mich zu diesen Zeilen auf. Wir wohnen in komfortablen Bungalows mit Bad und Dusche im Freien (fast wie zuhause :-), sind umgeben von üppiger Natur, Hängematten zwischen Kokospalmen und direktem Zugang zum Meer. Der Strand ist, abgesehen von ein paar Fischern, nahezu menschenleer. Durch den relativ steil abfallenden Strand bringt die Brandung trotz Windstille ordentliche Wellen zustande, so dass das Baden richtig Spaß macht. Um 16 Uhr wird der Four o´Clock Tea unter Palmen serviert und in der Dämmerung segeln erstaunlich große Flughunde über die Köpfe. Wenn man das erste Mal die Silhouette einer Fledermaus in der Größe eines Adlers sieht, meint man, Batman persönlich schaue vorbei. Alles in allem ein paradiesischer Flecken Erde. Nicht umsonst nennt sich die Gegend: Kerala - God´s own country!
Apropos Gott: Die Gegend wird dominiert von Kirchen. Es gibt auch Hindu-Tempel und Moscheen, aber Kirchen sind klar in der Mehrheit. Anders als bei uns werden Gottesdienste mittels Lautsprecher und Verstärker in die letzen Winkel der Ortschaften übertragen. Erschwerend kommt hinzu, dass Inder Feste lieben. Also wird nicht auf Ostern, Pfingsten und Weihnachten gewartet, sondern der Namenstag jedweden Heiligen zu einer dreitägigen Feier ausgerufen. So beginnen unsere Tage gegen 5:20 Uhr mit popartigen Gesängen zur Lobpreisung des Herrn, die mit wenigen Unterbrechungen um zehn Uhr abends enden. Auch das Paradies hat seine Tücken.