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Mittwoch, 6. November 2019

Pink City

Im Jahre 1876 besuchte der damalige Prince of Wales und spätere britische König Edward VII. die Stadt Jaipur. Der Maharadscha ließ aus diesem Anlass unter dem Motto „Unsere Stadt soll schöner werden“ alle Häuser rosa streichen. Diese Tradition blieb bis heute erhalten und es ist unter Strafe verboten, sein Haus in einer anderen Farbe zu streichen. Auf Grund dieser Farbe, die in Natur eher einem Terracotta-Ton ähnelt, wird Jaipur auch Pink City genannt. Berühmt ist der Palast der Winde mitten in der Stadt, dessen straßenseitige Fassade aufwendig verziert ist. Durch perforierte Natursteinfenster konnten die Hofdamen dem Treiben in der Stadt zusehen, ohne selbst gesehen zu werden. Die vielen kleinen Öffnungen in der Fassade lassen stets ein kühlendes Lüftchen hindurch wehen. Dieser Umstand verlieh dem Bauwerk seinen Namen.



Die Altstadt ist streng geometrisch in 9 Viertel eingeteilt, zwei davon werden vom Palastgelände eingenommen. Noch heute wohnt dort die Familie des ehemaligen Maharadschas, wenngleich sie ihren Titel seit der Unabhängigkeit Indiens nicht mehr tragen darf. Der Palast besticht durch kunstvolle Gebäude und aufwendig gestaltete Portale.

Ein weiteres UNESCO-Weltkulturerbe der Stadt, deren Altstadt selbst Welterbe ist, ist das Observatorium Jantar Mantar, erbaut von 1728 bis 1734 von Maharadscha Jai Singh II. Alle Instrumente sind original erhalten und von beeindruckender Genauigkeit. So lässt sich nicht nur der Winkel des Sonnenstandes genau ermitteln und der Polarstern anvisieren, sondern auch die Uhrzeit ist mit Hilfe großer Sonnenuhren unglaublich exakt abzulesen. Eine kleinere Sonnenuhr zeigt die Zeit auf 20 Sekunden genau an, mit der größeren Uhr lässt sich die Zeit sogar auf 2 Sekunden Genauigkeit ablesen! Von Schulklassen wird das Observatorium bis heute für den Astronomie- und Mathematikunterricht genutzt. Dass man selbst an die Instrumente (die man eher als Bauwerke denn Instrumente bezeichnen müsste) herantreten und sie benutzen kann, macht den besonderen Reiz dieses Museums aus. Man sollte allerdings einen kundigen Führer dabeihaben, der einen Funktion und Benutzung erklärt, sonst steht man wie das sprichwörtliche Schwein vorm Uhrwerk und rätselt über die Bedeutung polierter Marmorplatten und schräger Sandsteinrampen.




Jaipur ist Hochburg des Blockdrucks. Wir ließen uns in einer Manufaktur die aufwendige Fertigung erklären und durften selbst Hand anlegen. Anschließend ging es zum Shopping im hauseigenen Warenhaus.


Neben der Textilindustrie ist die Schmuckindustrie ein wichtiger Wirtschaftszweig mit etwa 300.000 Angestellten allein in Jaipur. Es gibt weltweit vier Arten von Diamanten und über 80 Halbedelsteine. Indien hat große Vorkommen an Edelsteinen und in Jaipur soll es die besten Diamantenschleifer weltweit geben. Alles ist Handarbeit, die Rohsteine werden mit Wachs auf Bambusstäben fixiert und an einer vertikalen Drehscheibe geschliffen, meist fünf oder sechs Stück gleichzeitig. Sechseinhalb Jahre Ausbildung sind notwendig, bevor man an den Schliff der echten Steine gelassen wird.

Am Nachmittag schlenderten wir durch das Basarviertel der Stadt, probierten z.B. in der ältesten Bäckerei der Stadt Herzhaftes und Süßes, aßen indisches Eis und tranken den berühmten indischen Lassi, der im Original mit einer fetten Rahmschicht bedeckt ist.
Unsere Mägen äußerten übrigens bisher keinerlei Unmut 😊.

Die älteste Bäckerei...

...mit Blick in die Backstube


Hier haben wir unsere Lassi gekauft, abgefüllt in Einweg-Tonbechern.

Seht Ihr den Affen?

2 Kommentare:

  1. Starke Bilder. Einwegtonbecher. Was Menschen sich so alles ausdenken. Hat mal irgendjemand die Ökobilanz von so was mit unseren unsäglichen Togo-Bechern verglichen? *zwinkersmiley*

    LG die Limburger

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  2. Kleine Korrektur:
    Hochburg des Diamantenschleifens ist Gujarat, insbesondere Surat. Jaipur ist der größte Umschlagsplatz bezogen auf alle Edelsteinsorten.

    Ps. Lässt euch keine überteuerten Steine andrehen insbesondere wenn es heißt ihr sollt sie nur über die Grenze bringen und gewinnbringend verkaufen

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