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Dienstag, 29. Dezember 2020

Gewürze und Früchte

Sansibar ist berühmt als Gewürzinsel und glänzt mit einer Vielfalt tropischer Früchte, die hier gedeihen. Auf einer Spicy Tour sind wir durch Plantagen geschlendert und haben viel gelernt und alles direkt vom Baum, der Pflanze oder aus dem Boden probiert, angefangen von frischen Nelken über Ingwer, Kurkuma, Pfeffer und Kardamom bis zu den Früchten wie Litschis, Maracujas, Papayas, Jackfrüchte und Ananas. Überraschend war für mich z.B., dass Nelken und Muskatnüsse an großen Bäumen wachsen und dass es eine Lippenstiftfrucht gibt, die neben dem Namenszweck auch als Nagellack taugt. Oder dass es nur eine Pfefferart gibt und die Bezeichnung (grüner, roter, schwarzer oder weißer Pfeffer) lediglich auf die Verarbeitung zurückzuführen ist (ungereift, gereift, getrocknet, geschält). Nachfolgend einige Fotos und im Text darunter das zugehörige Gewürz bzw. die Frucht. Hättet Ihr es gewusst? Okay, die Ananas ist einfach ;-)

Muskatbaum



Nelkenbäume


Lippenstiftfrucht



Ingwer

Kurkuma

Litschibaum

Ananas

Pfeffer

Vanille

Kardamom

Ganz nebenbei konnten wir Mimosen ärgern...


...das Fitnessstudio nutzen...


...und einen Blick in die Genossenschaftküche werfen...



Mit neuen Hüten, Krawatten und Schmuck wurden wir ebenfalls ausgestattet.



Sansibar und die DDR

Nach der Unabhängigkeitserklärung Tanganyikas im Jahr 1961 und einer blutigen Revolution auf Sansibar 1963 folgte kurz darauf der Zusammenschluss beider Staaten zur Vereinigten Republik Tansania. In den ersten beiden Jahrzehnten des jungen Staates verfolgte man die afrikanische Variante eines sozialistisch-kommunistischen Weges. Die DDR half fleißig mit bei der Umgestaltung des Bruderlandes und exportierte zum Beispiel Plattenbauten nach Sansibar, welche heute noch das Stadtbild Stone Towns prägen. Damals waren die Gebäude innovativ und die ersten für jedermann erschwinglichen Wohnungen mit Strom und fließend Wasser. Heute präsentieren sie sich in jämmerlichem Zustand.



Apropos Bausubstanz. Ein zum Sultanspalast gehöriges historisches Gebäude namens House of Wonders (Haus der Wunder), welches die Stadtsilhouette entscheidend prägt(e) und in welchem das Nationalmuseum untergebracht war, ist einen Tag vor unserer Ankunft auf Sansibar kollabiert und zu großen Teilen eingestürzt. Zwei Tote und mehrere Verletzte sind zu beklagen. Das erste Foto zeigt eine eigene Aufnahme vom 26. Dezember und das zweite Foto (Quelle Wikipedia) zeigt das Gebäude, wie es vor dem 25. Dezember aussah. Auf den ersten Blick scheint die ganze Altstadt renovierungsbedürftig und auf den zweiten Blick einsturzgefährdet.


Berühmter Sohn

Nur wenige wissen, dass Freddy Mercury, der charismatische Sänger der Rockband Queen, auf Sansibar geboren wurde. Lange Zeit erinnerte wenig an den berühmten Sohn der Inselgruppe, denn sein Lebensstil entsprach nicht den hiesigen islamischen Sitten. Immerhin eröffnete Ende 2019 ein Museum ihm zu Ehren in der Altstadt von Stone Town.

Montag, 28. Dezember 2020

Traum und Wirklichkeit

SANSIBAR – ein Name wie ein Versprechen. Die Insel der Träume ist in Wirklichkeit ein Archipel und besteht aus mehreren Inseln. Wir haben uns auf der Hauptinsel Unguja einquartiert. Bereits die alten Griechen trieben Handel mit Sansibar und die Perser und Araber brachten Gewürzpflanzen auf die Inseln. Der Sultan von Sansibar betrieb regen Handel mit Europa, so auch mit Deutschland und Österreich-Ungarn. Wie würde wohl ein Lebkuchen ohne Gewürznelken und Kardamom oder ein Apfelstrudel ohne Zimt schmecken? Doch es gibt auch eine dunkle Seite. Seinen wahren Reichtum verdankte das Sultanat dem Sklavenhandel, der selbst nach offizieller Abschaffung durch die Briten im Jahr 1873 im Verborgenen weiter betrieben wurde. Um 1845 war Sansibar der größte Sklavenmarkt der Welt. Bis zu 50.000 Sklaven wurden jährlich in Stone Town, der Hauptstadt Sansibars, „umgesetzt“. Die Blütezeit des Sultanats endete mit der Kolonialisierung durch die Europäer. Nachdem Sansibar 1885 ins Deutsche Reich eingegliedert wurde, gab man es fünf Jahre später an Großbritannien ab. Im Gegenzug behielt Deutschland das tansanische Festland und bekam die bis dahin britische Insel Helgoland dazu. Die Vereinbarung ist als Helgoland-Sansibar-Vertrag in die Geschichte eingegangen. Ein kurzes Aufbäumen gegen die nunmehr britischen Herrscher endete für die Sansibari mit einer Niederlage im kürzesten Krieg der Weltgeschichte. 36 Minuten nach Kriegsbeginn folgte die Kapitulation des Sultans.

Ganz unproblematisch ist das Verhältnis zwischen Festland-Tansania und Sansibar bis heute nicht. Die Inselgruppe genießt einen halbautonomen Sonderstatus, wählt einen eigenen Präsidenten und ein eigenes Parlament. Immer wieder dringt der Ruf nach vollständiger Unabhängigkeit des stark muslimisch geprägten Sansibars in die öffentliche Diskussion und Separatisten haben Zulauf.

Auf den unbedarften Besucher wirkt Sansibar wie eine Medaille mit zwei Seiten. Traumhafte Strandmotive, belebte Gassen in Stone Town und freundliche Menschen in arabischen Gewändern wechseln mit dem Anblick trostloser Behausungen, penetranten Flycatchern (wenig schmeichelhafte Bezeichnung für Männer, die unaufgefordert Touristen irgendetwas aufschwatzen wollen) und Straßen voller russischer Touristen. Für den Charme einer DDR-Konsumgasstätte werden Preise wie auf Sylt abgerufen. Die älteren Leser unter Euch können diesen Vergleich sicher einordnen. Im Resort wird der Strom zweimal am Tag für zwei bis drei Stunden abgeschaltet, Internet kostet extra (10 $ pro Tag), funktioniert aber nur zur Hälfte der Zeit. Für Badetücher wird ein Coupon benötigt, den es nicht gibt, weil alle Coupons vergeben sind. Von außen eingebrachte Getränke werden mit 20 $ Strafe belegt. Die Russen um einen herum machen es auch nicht einfacher. 
Und dann ist da dieser Blick von der Bungalow-Veranda über den Palmenstrand auf den türkisblauen Indischen Ozean, der für vieles entschädigt. Trotz aller Widrigkeiten stellt sich ein Gefühl der Zufriedenheit ein.








Auf dem Weg nach Sansibar

Wir verabschieden uns aus dem tansanischen Hochland und von unserem sehr angenehmen und freundlichen Driverguide Francis. Auf dem Arusha Airport wartet eine kleine Propellermaschine auf den Transfer nach Sansibar. Der Check Inn befindet sich überdacht im Freien, als Tickets gibt es farbige Plastikchips (wir hatten den grünen Flug) und auf Toilette muss man in die Ankunftshalle. Alles entspannt afrikanisch. Hakuna Matata (Kein Problem). Polepole (Immer mit der Ruhe).



Das Leben der Datoga

Die Mitglieder der Volksgruppe der Datoga leben wie die Massai als Viehhirten in kleinen Dorf- oder Familiengemeinschaften. Ein Wall aus Dornenbüschen schützt Behausungen und Ställe vor Angriffen von Wildtieren. Nachts schlafen die Männer bei den Tieren, während Frauen und Kinder in den Hütten bleiben. Eine Familie zeigte uns ihr Haus. Wir durften beim Mais mahlen helfen und uns etwas umschauen. Sehr freundliche Menschen und sehr interessant!





Beim Schmied

Abseits befestigter Straßen fuhren wir durchs Buschland zu einem heimischen Schmied. Der Anblick seines Wohnhauses ließ erahnen, wie die als Factory angepriesene Werkstatt einige hundert Meter weiter aussehen würde. Man schmelzte vor unseren Augen einen alten Messing-Wasserhahn ein und erklärte uns, wie daraus in einem mehrtägigen Prozess Schmuck entsteht. Unser Eindruck: bis zum ersten Export ist es ein langer Weg.

Das Wohnhaus

Die Schmiede

Bei der Arbeit


Im Krater

Ngorongoro bedeutet in der Massai-Sprache soviel wie Große Schüssel. Tatsächlich handelt es sich beim Ngorongoro-Krater um den weltgrößten nicht mit Wasser gefüllten Vulkankrater der Erde. Den „Schüsselboden“ mit einem Durchmesser von 20km umschließen 600m aufragende Kraterwände. Ein wahrhaft spektakulärer Anblick vom Kraterrand! Gefüllt ist die „Schüssel“ mit etwa 30.000 Tieren: Zebras, Elefanten, Gnus, Büffel, Paviane, Löwen, Leoparden, Nashörner, Pelikane, Störche, Strauße, Warzenschweine, Schakale, Hyänen… Sogar Flusspferde haben wir gesehen. Letztere gehören zu den gefährlichsten Tieren, ebenso die Kaffernbüffel, die den asiatischen Wasserbüffeln so ähnlich sehen, aber ungleich aggressiver auftreten.