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Freitag, 25. Dezember 2020

Im Busch

Heute hatten wir einen besonderen und unvergessenen Tag bei den Buschmännern. Wir sind aus Asien einiges gewöhnt, aber die Lebensweise dieser Nomaden ist sowas von aus der Zeit gefallen, dass wir aus dem Staunen nicht herauskamen. Das Volk der Hadzabe lebt immer noch als Jäger und Sammler wie zur Steinzeit. Wir besuchten eine Sippe und durften an der Jagd teilnehmen. Wir hatten Mühe, Schritt zu halten. Elegant schlüpften die Jäger durch die dornenbesetzten Akaziensträucher, wo wir uns häufig festliefen. Die Hadzabe jagen mit Pfeil und Bogen, wobei einfache Holzspitzen für Vögel und kleinere Tiere, Eisenspitzen mit Widerhaken für die mittelgroßen Tiere und vergiftete Pfeile für das Großwild benutzt werden. Das Gift gewinnen die Männer in einem Prozess aus Kochen und Trocknen aus einer Baumrinde. Es wirkt erst, wenn es in die Blutbahn gerät.

Als es losging, musste der erste gesichtete Vogel gleich dran glauben. Vom Pfeil im Gefieder verletzt, schleppte er sich noch ein paar Meter, wurde aufgegabelt und stolz präsentiert, anschließend durch einen beherzten Biss ins Genick getötet und ans Reverse gehängt. Und schon ging es weiter. Das nächste Opfer war ein Eichhörnchen, welches sich in eine Felsspalte rettete. Doch so schnell geben die Jäger nicht auf. Durch Stochern und Warten wird das Tier aus dem Versteck getrieben. Aber das Eichhörnchen hatte Glück und entkam beim Fluchtversuch. Weniger Glück hatte das nächste Hörnchen, das in einem Baumstumpf Zuflucht suchte, jedoch nach zehnminütiger Belagerung einem Pfeil erlag. An anderer Stelle hatten die Männer inzwischen ein Galago, auch Buschbaby genannt und zu den Affen gehörig, aufgespürt und erlegt.

Sodann wurde ein passender Rastplatz gesucht, im Handumdrehen Feuer aus dem umliegenden Holz und trockenem Gras entfacht, der Vogel gerupft, während der Galago samt Fell aufs Feuer gelegt wurde. Dreimal wenden und fertig war das Mahl. Ich habe ja schon einiges gegessen, aber das Angebot zum Probieren des halbrohen Affenfleisches habe ich dann doch dankend abgelehnt.

Natürlich durften wir auch mal mit dem Bogen schießen, ernteten jedoch selten Applaus. Interessant war das intakte Zusammenspiel aus Mensch, Tier und Pflanzen. Wir lernten, welche Früchte als Snack für zwischendurch taugen und sahen dem Honigvogel zu, wie er die Jäger bezirzte. Kommen Menschen in des Vogels Nähe, ruft der laut und fliegt in Richtung Wildbienennest. Mit seiner Hilfe finden die Menschen den Honig, ernten ihn und lassen als Dank etwas Honig auf dem Boden für die Vögel zurück. So haben alle etwas davon (bis auf die Wildbienen).

Zurück von der Jagd gab es einen gemeinsamen Freudentanz mit Gesang, den Kleinsten wurde das Eichhörnchen zur Begutachtung herumgereicht und schweren Herzens nahmen wir Abschied aus dem anderen Jahrtausend. Wohlgemerkt, das war kein Museum und Touristennepp, das war echt!

















1 Kommentar:

  1. Hallöchen, es ist doch wie im Kino, was du lieber Hendrik hier postest. Tolle Fotos, kein Spiel und ein Leben wie im Mittelalter, für uns alle unvorstellbar. Trotzdem erstaunenswert wie diese Menschen ihr Leben meistern. Nicht ein Stück von dem Gejagten möchte ich probieren und wenn du dich auch nicht wagst, das hat schon was zu bedeuten.
    Ja, bei uns hier ist heute 2. Weihnachtsfeiertag, alles anders als bei euch, die Sonne lacht bei angenehmen 1°C. Wir müssen uns heute auch unbedingt bewegen, nicht jagen, aber da fällt uns schon was ein. Genießt weiterhin euer Abendteuer und liebe Grüße aus Wittichenau.

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