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Donnerstag, 7. November 2019

Blue City

Heute sind wir in der Stadt Jodhpur, deren Altstadthäuser meist blau gestrichen sind, daher der Name Blue City. Sie wird überragt durch das mächtige Fort Mehrangarh, das auf einem Felsen hoch über der Stadt thront. Es wurde im 15. Jh. errichtet und über die Jahrhunderte immer weiter ausgebaut. Die Fassaden der Innenhöfe sind derart filigran aus dem Stein gehauen, dass man vermuten würde, es seien Holzschnitzereien. Eine 10km lange Stadtmauer umringt Fort und Altstadt. Das Zählen der Welterbestätten haben wir inzwischen aufgegeben, es sind wohl seit Delhi sieben oder acht gewesen.





Die Maharadschas von Jodhpur waren lange Zeit treue Vasallen der Moguln und kämpften an deren Seite. Als der König bei einem Feldzug in Afghanistan starb, verleibte sich Mogul Aurangzeb kurzerhand das Königreich Jodhpur ein und nahm den Sohn, der gerade im Säuglingsalter war, und die Töchter des Maharadschas in Gefangenschaft. Ein getreuer Feldherr befreite den Thronfolger, versteckte ihn und zog ihn mehr als zwanzig Jahre lang auf, bis er als junger Herrscher sein Königreich von Aurangzeb zurückeroberte. Tief beeindruckt von dieser Geschichte malte der deutschstämmige Archibald Müller vor etwa 100 Jahren ein Gemälde im Stile der Romantik, welches über Umwege den Weg in die Festung Mehrangarh fand und nun dort als Highlight präsentiert wird.

Am frühen Morgen bekamen wir zuerst eine Einweisung in die Bandhani-Kunst, im Westen auch als Tie&Dye oder Batik bekannt. Wir durften selbst Hand anlegen und fertigten Schritt für Schritt unsere eigenen Tücher. Zuerst drückten wir aus verschiedenen Grundfarben ein Muster ins Tuch und banden anschließend die Mitte der Farbklekse mit Hilfe von Bindfäden zu einer Art Knoten ab. Anschließend wurden die Tücher in einer speziellen Lösung mit etwas Hokuspokus in Sekundenschnelle gebleicht. Die ursprüngliche Farbe blieb lediglich im Bereich der Knoten erhalten. Danach färbten wir die Tücher komplett ein, entfernten die Knoten und legten sie zum Trocknen aus. Das Ergebnis war beeindruckend.




Am Nachmittag besuchten wir einen Antiquitäten-Großmarkt, schlenderten anschließend gemütlich über den Basar und ließen uns die verschiedenen Gemüsesorten erklären. Hindus ernähren sich grundsätzlich vegan oder zumindest vegetarisch, deshalb werden alle Arten von Gemüse und Obst angebaut und in den Restaurants dominieren vegetarische Gerichte die Speisekarte. Da Rinder heilig sind und Schweinefleisch von den Muslimen gemieden wird, hat man bei den Fleischgerichten meist die Wahl zwischen Hühnchen oder Hammel, das war´s. Fisch ist in Zentralindien eher selten, da lokal nicht vorhanden. In den Flüssen und Seen gibt es entweder keine Fische mehr oder sie sind ungenießbar. Bei einem Blick in die Flüsse wird einem das schnell klar, vom Geruch ganz zu schweigen.





2 Kommentare:

  1. Immer wieder beeindruckend die Vielfalt dieses Landes, die Schätze die vorhanden sind und wie die Menschen damit umgehen. Ob es die Schmuckschleiferei ist, die vielen farbenfrohen Stoffe, dazu euer Einsatz mit dem Färben, aber natürlich nicht zu übersehen die Armut und der Müll. Einfach für uns eine andere Welt.
    Wir wünschen euch noch viele schöne Erlebnisse und danke Hendrik, dass wir in so weiter Ferne immer wieder von euch hören. L.G. Maria

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  2. Super Tücher habt ihr gemacht! Sogar mit Schutzbrille! Sehr vorbildlich!
    Der Fluss sieht wirklich übel aus. Den Fisch möchten wir auch nicht essen...
    Mit dem Einwegtonbecher wäre das...

    wahrscheinlich auch (nicht) passiert?

    LG die Limburger

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