Die usbekische Hauptstadt war einst die dritt- oder viertgrößte Stadt der Sowjetunion (Kiew und Taschkent stritten um den dritten Platz nach Moskau und Leningrad). Jetzt gilt sie als größte Stadt Zentralasiens mit offiziell 3 Mio., inoffiziell 5 Mio., Einwohnern. Wie alle ehemaligen sowjetischen Städte ist Taschkent sehr sauber. Straßenfegertrupps ziehen tagsüber mit ihren Handbesen durch die Gefilde und schrecken auch vor sechs- oder achtspurigen Magistralen nicht zurück. Seelenruhig kehren sie zwischen den Autos den Staub von rechts nach links und werfen hier und da einen Krümel in ihre handgezogene Mülltonne. Tattoos und Piercing sind offiziell verboten, Graffitis sowieso. Die Menschen sind gut erzogen, selbst die Jugend springt im Bus oder der Metro auf, wenn Frauen einsteigen, um ihnen einen Sitzplatz zu ermöglichen.
Eine kleine Stadtrundfahrt hat uns heute zu historischen und sehenswerten Plätzen der Metropole geführt. Taschkent hat wenig Historisches zu bieten, weil ein verheerendes Erdbeben im Jahr 1966 alles zerstört hat. Tausende verloren ihr Leben. Wegen der damaligen Abschottungspolitik ist die tatsächlichen Zahl der Todesopfer bis heute nicht bekannt. Auf dem ehemaligen Hauptplatz gibt es eine Anzahl an Medresen (Koranschulen), Mausoleen und Moscheen. Einiges stammt aus dem 16. Jahrhundert, anderes ist in den 2000ern gebaut und aktuell wird eine riesige Moschee mithilfe Erdogans und Oligarchen errichtet. Dafür ist Geld da. Die Sowjetunion mochte diesen Platz nicht und errichtete ein weniger hübsches neues Zentrum der Stadt. An seinem Ort geblieben ist der große Basar, ein zentraler Markt hauptsächlich für Lebensmittel. Fleischer, Bäcker, Bauern, Gemüse- und Gewürzhändler bieten alles feil, was zum täglichen Leben benötigt wird. Ein schönes Gewusel. Natürlich gibt es da auch Fressmeilen, aber anders als bei uns. Da werden frische Grützwurst im Gedärm, ganze Hammelköpfe und Schaschlik in Variationen angeboten. Simone wollte unbedingt selbstgemachte Teigtaschen in Paprikatunke mit Zwiebeln und Gewürzen probieren. Wir durften alle mal kosten. Sah komisch aus, aber war mega lecker!
Familie Marko (Steffen und Simone) hat beim Teppichhändler hart verhandelt, aber schließlich nicht gekauft. Es kommen noch Gelegenheiten. Siegfried hat währenddessen seine Münzsammlung erfolgreich aufstocken können.
Unser Abendessen haben wir dann in der Wohnung unseres Reiseleiters Davron genossen. Wir wollten ursprünglich in ein Restaurant gehen, aber das Angebot, bei ihm zu Hause zu essen, haben wir selbstverständlich angenommen. Vorher haben wir Bier, Wodka und Wein eingekauft. Davrons Frau ist im 9. Monat schwanger und hat großartig gekocht. Er nennt sie liebevoll seine Kanzlerin. Davron ist übrigens auf einigen Fotos mit seinem schwarz-rot-goldenen Hut leicht zu erkennen. Ein lustiger Typ, den wir alle mögen.
Diesen Text schreibe ich aktuell im Zug. Wir fahren über Nacht an die afghanische Grenze nach Termiz. Hier warten die nächsten Abenteuer auf uns.
Die Hammelköpfe sehen beeindruckend aus!
AntwortenLöschenLG die Limburger