Auf besonderen Wunsch hin und mit einer Prise Eigenantrieb schreibe ich nun auf dem kleinen Smartphone-Bildschirm unsere Erlebnisse in Usbekistan fort. Auch habe ich einen Weg gefunden, die Kamerafotos aufs Telefon zu übertragen.
Die Oasenstadt Chiwa blickt auf eine mehr als zweieinhalbtausend Jahre alte Geschichte zurück. Ab dem 16. Jahrhundert bis zur Eingliederung in die Sowjetunion regierten 53 Khans das Khanat Chiwa, welches sich vom Kaspischen Meer über den Aralsee bis an die Grenzen des Emirates Buchara erstreckte. Das Kennzeichen der Einwohner von Choresmien, wie die Region genannt wird, sind große Fellhüte, welche im Sommer vor Sonnenstich und im Winter vor Kälte schützen. Ein bedeutender Teil des ehemaligen Herrschaftsgebiets liegt im heutigen Turkmenistan, einer Blackbox in Sachen Tourismus. Das Nachbarland wird autoritär regiert und schottet sich stark ab. Touristen erhalten nur dann ein Visum, wenn sie eine Einladung von Einheimischen vorlegen. Die Bevölkerung trägt ausschließlich traditionelle Kleidung. Nachdem anfangs noch Frauen ab vierzig Auto fahren durften, ist ihnen dies seit 2018 komplett verboten. Die Regierung führte als Grund eine Statistik an, wonach Frauen in mehr als 50% der Verkehrsunfälle verwickelt gewesen seien. Jetzt dürfen Frauen nicht einmal mehr vorne im Auto sitzen, sondern nur noch im Fond. Hier in Usbekistan dürfen die Frauen zwar Auto fahren, aber eine Form der Diskriminierung gibt es insofern, dass auf Frauen zugelassene Fahrzeuge mit einem Stöckelschuh-Symbol am Heck gekennzeichnet sind, ähnlich dem "L" bei Fahranfängern. Soll heißen: Bitte besonders aufmerksam sein.
Zurück nach Chiwa. Die Stadt wurde früher von zwei Mauerringen umgeben. Davon ist nur noch der innere Ring erhalten, dafür aber nahezu vollständig. Diese innere Stadt ist ein Museum. Der Eintritt wird am Eingangstor fällig. Wir wohnen innerhalb der Stadtmauern, also mitten im Museum. Die meisten Gebäude sind aus Lehmmörtel errichtet. Die UNESCO hat ein Auge darauf, dass Gebäude nur mit diesem Baustoff errichtet oder saniert werden. Der Lehm wird an Ort und Stelle eingeweicht, mit Stroh vermischt und verarbeitet. Aus dem Stadtbild ragen mehrere Minarett-Türme heraus. Den höchsten haben wir auf einer engen Wendeltreppe bestiegen. Wir wurden mit einem grandiosen Blick über die Stadt belohnt. Ein besonders dicker Turm blieb unvollendet. Über den Grund ranken sich Mythen. Er sollte einst 70 bis 100 m hoch werden und damit das höchste Minarett der islamischen Welt. Der Emir von Buchara soll den Baumeister mit doppeltem Lohn zu sich gelockt haben, um die Vollendung zu verhindern. Ein architektonisches Highlight und einzigartig in Zentralasien ist die mehr als eintausend Jahre alte Freitagsmoschee. Der Innenhof wurde als Schutz vor Sonne, Regen und Kälte überdacht. Das flache Dach wird von 212 kunstvoll geschnitzten Holzsäulen getragen, welche in einem symmetrischen Abstand von 3,15 m zueinander stehen. Der Erhalt der Säulen wird von einem Verein aus Quedlinburg unterstützt und so trafen wir einen Tischler und eine Restauratorin aus deutschen Landen in der Moschee, als sie usbekische Tischler unterwiesen.
Auf Schritt und Tritt bietet die Stadt Fotomotive. Auf dem zentralen Platz backen Frauen in traditionellen Lehmöfen, Tandor genannt, Brot. Auf den Terrassen der Restaurants lässt es sich hervorragend verweilen. Abends sind Live-Bands und Tanzgruppen unterwegs. Die Einwohner Chorismiens sind berühmt für ihre Musik und Fröhlichkeit.