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Mittwoch, 28. Dezember 2016

Volksbuddhismus und Geisterglaube

Laos ist ein kommunistisches Land und hat ein ähnliches Ein-Parteien-Regierungssystem wie wir früher in der DDR hatten. Im Gegensatz zu den Roten Khmer in Kambodscha, die den buddhistischen Klerus ermordet, Tempel geschliffen und Buddha-Statuen zu Straßenschotter verarbeitet haben, besonnen sich die Führer der Laotischen Revolutionären Volkspartei schnell auf ihre buddhistischen Wurzeln. Marxismus und Buddhismus gelten hier nicht als Widerspruch, sondern dienen beide auf ihre Weise dem Wohl der Menschen. Der Buddhismus lehrt die Ordnung des Kosmos, der Sozialismus hingegen die Ordnung der materiellen Welt.
In den laotische Buddhismus wie selbstverständlich integriert sind Fruchtbarkeits-, Natur- und Geisterkulte sowie hinduistisch-brahmanische Praktiken aus vorbuddhistischer Zeit. Jedem Wesen (Mensch, Tier, aber auch Pflanzen und Gegenständen) wohnen nach laotischem Glauben übernatürliche Kräfte inne. Von ihrer Gunst hängen Glück, Erfolg, Krankheit oder anderes Unbill ab. So wird jeder Mensch von 32 Geistern beschützt, die man zusammenhalten muss, um gesund und glücklich zu bleiben. Diese Geister sind lebenslustige Gesellen, die sich überall rumtreiben und regelmäßig mit bestimmten Zeremonien zurückgeholt werden müssen, z.B. zu besonderen Anlässen wie Hochzeit, Geburt oder auch Beginn und Ende einer Reise. Neben den eigenen müssen sich die Menschen um vielerlei andere Geister kümmern, die es zu meiden, abzuschrecken oder zu besänftigen gilt. Auf dem Bug unseres Bootes stehen Opfergaben und Speisen zur Besänftigung der Nagas (Flussschlangen) und über dem Motor befinden sich ebenfalls Räucherstäbchen, Speisen und ein Glas Wasser. An den Eingängen zu Tempelanlagen ist eine dreistufige Schwelle zu übersteigen. Nur so wird verhindert, dass die bösen Erdgeister in den Tempel eindringen. Erdgeister haben nämlich keine Beine und können die Stufen nicht überwinden. In einem Dorftempel haben wir sogar die Statue eines weißen Affen gesehen mit dem Zweck, die am anderen Flussufer lebenden zahlreichen Affen und ihre Geister abzuschrecken. Ob Ihr es glaubt oder nicht: bis jetzt blieb das diesseitige Ufer affenfrei.



1 Kommentar:

  1. Krass. Als politische Idee hört es sich allerdings wirklich sehr gut an. Ich frage bei nächster Gelegenheit mal unseren Bürgermeister. Der wird uns wahrscheinlich als Hippies wegschicken. Aber Idee klingt gut! :-)

    LG die Limburger

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