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Montag, 9. Januar 2017

Die Verbrechen der Roten Khmer

Der gestrige Tag begann mit der Besichtigung des Königspalastes in der Hauptstadt und wurde anschließend schwer verdaulich. Wir fuhren zu den Killing Fields am Rande der Stadt und besuchten das Foltergefängnis Tuol Sleng. In nur 3 Jahren und 8 Monaten der Herrschaft der Roten Khmer wurde das kambodschanische Volk fast halbiert. 3 Millionen Menschen ließen in dieser Zeit ihr Leben, zwei Millionen davon wurden bestialisch ermordet, der Rest verhungerte. Als die Roten Khmer 1975 in Phnom Penh einmarschierten, mussten alle Menschen die Stadt verlassen und in ländliche Gebiete umsiedeln. Innerhalb von nur drei Tagen wurde die Millionenmetropole zur Geisterstadt. Krankenhäuser, Schulen, Industriegebäude, Klöster und Tempel wurden zerstört. Männer, Frauen und Kinder wurden separiert und mussten in getrennten Lagern Feldarbeit leisten. Alle mussten schwarze Einheitskleidung tragen. Die gesamte Intelligenz wurde gefoltert und umgebracht. Dazu zählten die Roten Khmer nicht nur Studierte und Professoren, sondern auch alle Brillenträger und Menschen mit Fremdsprachenkenntnissen. Wer nicht mit dem Regime zusammenarbeiten wollte, dessen gesamte Familie wurde zur Abschreckung umgebracht. Alle verdächtigen Personen wurden in eines der mehr als 100 Foltergefängnisse gebracht und aufs unmenschlichste malträtiert. Gestand man, wurde man umgehend auf eines der über 300 Killing Fields gebracht und erschlagen. Gestand man nicht, drohte der Foltertod noch im Gefängnis. Es gab kein Entrinnen vor dem Tod. Um Munition zu sparen, wurden alle Menschen erschlagen, erstochen oder vergiftet, Kinder mit dem Kopf gegen Bäume geschlagen oder hochgeworfen und auf den Bajonetten aufgespießt, anschließend in die nebenstehenden Gruben der Massengräber geworfen. Ich spare mir weitere Details. Mir wird schon wieder schlecht beim Schreiben.
Bis heute sind die Gräueltaten der Roten Khmer weder aufgearbeitet noch gesühnt worden. Es gibt eine sehr differenzierte Sicht auf die Dinge, irgendwie hängt jeder mit drin. Die Kambodschaner fühlen sich von den Vietnamesen fremdregiert und unterschwellig herrscht die Meinung, das Terrorregime sei vom Ausland gesteuert worden, um das kambodschanische Volk auszurotten. Vielleicht hilft dieser Gedanke bei der Vergangenheitsbewältigung.

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