Anfangs ging es auf schmalen Kanälen durch überflutete Sumpfwälder. Nach etwa einer halben Stunde erreichten wir offenes Gewässer. Tonle Sap heißt übersetzt "Großer See" und diese Größe beeindruckt mit Wasser bis zum Horizont.
Der größte See Südostasiens ist zugleich das fischreichste Gewässer der Welt. Bis zu 8 Tonnen Fisch werden hier jährlich je km² Fläche gefangen, und das nur per Hand mit Reußen, Netzen, Angeln und weiteren seltsam anmutenden Apparaten. Das Wasser brodelt regelrecht und wir sahen überall kleine Fische, die aus dem Wasser sprangen, als wöllten sie fliegen lernen. Wegen seines Fischreichtums ist der See ein Paradies für über 30 Vogelarten, die sich von Fisch ernähren. Wir sahen viele Reiher, Kormorane und auch Pelikane.
Die Fläche des Sees vergrößert sich in der Regenzeit um das Zehnfache. Ganze Wälder stehen dann bis zu den Kronen unter Wasser. An vertrockneten Wasserhyazinthen, die in den Baumkronen hängen, kann man den Wasserstand erahnen.
Während so die Zuflüsse des Sees in der Regenzeit zu breiten Strömen werden, sind sie gegen Ende der Trockenzeit nicht mehr beschiffbar und z.T. komplett ausgetrocknet. Das erfordert von den am See lebenden Menschen ein hohes Maß an Flexibilität. Die Häuser werden zumeist als schwimmende Konstruktionen auf Bambusstangen und/oder leeren Fässern errichtet. Dazu besitzt jede Familie ein Boot, mit dem das Haus an eine andere Stelle gezogen werden kann, falls dies Wasserstand und Witterung erfordern. An einigen schwimmenden Dörfern sind wir vorbeigefahren, haben eine kleine Manufaktur besucht, die Körbe und Taschen aus getrockneten Wasserhyazinthen fertigt und sogar eine schwimmende katholische Kirche gesehen.
Nach der Querung des Sees ging es flussaufwärts auf dem Sangker-Fluss
in Richtung Battambang weiter. Der Flusspegel ist bereits erheblich gesunken
und die Trockenzeit dauert noch bis Mitte April. Das sinkende Wasser macht ein
großes Problem aller Länder dieser Region sichtbar: die Vermüllung mit
Plastikabfällen. Früher bestanden alle Verpackungen aus Bananenblättern,
Palmblättern oder Lotusblüten. Das konnte man wegwerfen und nach wenigen Tagen
oder Wochen war alles verrottet. Das Wegwerfen ist geblieben, nur die
Verpackungen haben sich geändert. Es gibt weder eine funktionierende
Abfallwirtschaft noch ein ausgeprägtes Umweltbewusstsein. Mit Kopfschütteln und
Entsetzen haben wir den Anblick zugemüllter Straßenränder und Gewässer
allerorten wahrgenommen.
Wenigstens hatte einer mit dem Müllsammeln begonnen:
Krönender Abschluss unserer Bootsfahrt waren unsere Anlegestelle
und der Ausstieg. Anlegestege, wie wir sie kennen, sind hier unüblich. Man
fährt einfach mit dem Bug voran ans Ufer und steigt über die Spitze aus.
Unglücklicherweise landeten wir unterhalb eines Fischmarktes mit Schwerpunkt
auf die Fermentierung. Dunkle übelriechende Rinnsale ergossen sich in den
Fluss. Wir mussten mit tänzelnden Bewegungen, unsere 20kg-Koffer auf dem
Buckel, die Böschung erklimmen, immer darauf achtend, nicht in die stinkende
Brühe zu treten, was nahezu unmöglich war. Ich war zu beschäftigt mit mir, um
Fotos machen zu können, deshalb müsst Ihr mir an dieser Stelle einfach glauben.
Den Geruch hätte ich ja doch nicht einfangen können. Während der folgenden
Busfahrt zum Hotel blieb der stechende Geruch in der Nase haften und der erste
Weg im Hotelzimmer führte schnurstracks zur Dusche.
Wahnsinn mit dem Müll. Den gesammelten Dosen nach zu urteilen, gibt es aber schon ein Dosenpfandsystem? Das Boot (der Leitstand) ist der Hammer. Ich hätte da glaub ich auch die Augen zu gemacht.
AntwortenLöschenLG die Limburger