Wir sitzen in Bangkok und warten auf unseren Flug zurück ins kalte Deutschland. Danke allen Lesern und Kommentatoren für die Begleitung unserer Reise. Wir hatten eine tolle Zeit hier und freuen uns jetzt auf die Lieben daheim.
Tschüss!
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Montag, 9. Januar 2017
Bootsfahrt in den Sonnenuntergang
Um uns nach einer Ruhepause im Hotel auf andere Gedanken zu bringen, unternahmen wir an unserem letzten Abend eine kleine Bootsfahrt entlang der Uferpromenade der Stadt und genossen den Sonnenuntergang. Es ist eine Stadt im Aufbruch, überall befinden sich Hochhäuser im Bau. In 10 bis 20 Jahren wird die Skyline Phnom Penhs wohl der Bangkoks gleichen. Noch sieht man mitten im Zentrum die Fischer mit ihren Booten und ärmlichen Behausungen in direkter Nachbarschaft von 15-geschossigen 5-Sterne-Hotels. Den Abend ließen wir in einem einheimischen Restaurant bei gebratenen Fröschen und Hühnerbeinen ausklingen. Asien, wir werden dich vermissen.
Die Verbrechen der Roten Khmer
Der gestrige Tag begann mit der Besichtigung des Königspalastes in der Hauptstadt und wurde anschließend schwer verdaulich. Wir fuhren zu den Killing Fields am Rande der Stadt und besuchten das Foltergefängnis Tuol Sleng. In nur 3 Jahren und 8 Monaten der Herrschaft der Roten Khmer wurde das kambodschanische Volk fast halbiert. 3 Millionen Menschen ließen in dieser Zeit ihr Leben, zwei Millionen davon wurden bestialisch ermordet, der Rest verhungerte. Als die Roten Khmer 1975 in Phnom Penh einmarschierten, mussten alle Menschen die Stadt verlassen und in ländliche Gebiete umsiedeln. Innerhalb von nur drei Tagen wurde die Millionenmetropole zur Geisterstadt. Krankenhäuser, Schulen, Industriegebäude, Klöster und Tempel wurden zerstört. Männer, Frauen und Kinder wurden separiert und mussten in getrennten Lagern Feldarbeit leisten. Alle mussten schwarze Einheitskleidung tragen. Die gesamte Intelligenz wurde gefoltert und umgebracht. Dazu zählten die Roten Khmer nicht nur Studierte und Professoren, sondern auch alle Brillenträger und Menschen mit Fremdsprachenkenntnissen. Wer nicht mit dem Regime zusammenarbeiten wollte, dessen gesamte Familie wurde zur Abschreckung umgebracht. Alle verdächtigen Personen wurden in eines der mehr als 100 Foltergefängnisse gebracht und aufs unmenschlichste malträtiert. Gestand man, wurde man umgehend auf eines der über 300 Killing Fields gebracht und erschlagen. Gestand man nicht, drohte der Foltertod noch im Gefängnis. Es gab kein Entrinnen vor dem Tod. Um Munition zu sparen, wurden alle Menschen erschlagen, erstochen oder vergiftet, Kinder mit dem Kopf gegen Bäume geschlagen oder hochgeworfen und auf den Bajonetten aufgespießt, anschließend in die nebenstehenden Gruben der Massengräber geworfen. Ich spare mir weitere Details. Mir wird schon wieder schlecht beim Schreiben.
Bis heute sind die Gräueltaten der Roten Khmer weder aufgearbeitet noch gesühnt worden. Es gibt eine sehr differenzierte Sicht auf die Dinge, irgendwie hängt jeder mit drin. Die Kambodschaner fühlen sich von den Vietnamesen fremdregiert und unterschwellig herrscht die Meinung, das Terrorregime sei vom Ausland gesteuert worden, um das kambodschanische Volk auszurotten. Vielleicht hilft dieser Gedanke bei der Vergangenheitsbewältigung.
Bis heute sind die Gräueltaten der Roten Khmer weder aufgearbeitet noch gesühnt worden. Es gibt eine sehr differenzierte Sicht auf die Dinge, irgendwie hängt jeder mit drin. Die Kambodschaner fühlen sich von den Vietnamesen fremdregiert und unterschwellig herrscht die Meinung, das Terrorregime sei vom Ausland gesteuert worden, um das kambodschanische Volk auszurotten. Vielleicht hilft dieser Gedanke bei der Vergangenheitsbewältigung.
Im Keramiker-Dorf
Auf dem Weg von Battambang nach Phnom Penh hielten wir vorgestern in einem Dorf, das sich auf die handwerkliche Herstellung von Keramik spezialisiert hat. Das Dorf machte einen ursprünglichen, idyllischen und sauberen Eindruck mit freundlichen Menschen auf uns.
Überrascht stellten wir fest, dass die Stadt Koblenz und das Deutsche-Entwicklungs-Ministerium hier eine kleine Keramiker-Werkstatt aufgebaut und finanziert hat.
Überrascht stellten wir fest, dass die Stadt Koblenz und das Deutsche-Entwicklungs-Ministerium hier eine kleine Keramiker-Werkstatt aufgebaut und finanziert hat.
Die Waren werden auf lokalen Märkten verkauft. Motorräder ziehen die überdimensionierten Verkaufswägen übers Land. Ich möchte damit keine 20 oder 30 km auf kambodschanischen Straßen zum nächsten Markt fahren.
Im Dorf gab es immerhin einen Laden für Güter des täglichen Bedarfs mit angeschlossener Tankstelle (Flaschen mit Benzin im Vordergrund).
Sonntag, 8. Januar 2017
Samstag, 7. Januar 2017
Über den Dächern Phnom Penhs
Wir sind in der Hauptstadt Kambodschas angekommen und haben uns zum Abschluss des Tages einen Weg in die Innenstadt gebahnt. Die knapp 2km vom Hotel zur Uferpromenade haben wir uns zu Fuß durchgekämpft. Bei der Überquerung der 6-spurigen Straßen ist Warten auf eine Lücke aussichtslos. Man muss einfach drauflosgehen und schon ist man drüben. Nach mehrmaliger Wiederholung ist der Adrenalinkick auf ein annehmbares Level gesunken. Omas und Opas sind nach 1,5km abgedreht und zum Hotel zurückgekehrt. Wir haben durchgehalten und sind mit besten Plätzen im sechsten Stock über der Uferpromenade belohnt worden. Für die Rückfahrt haben wir uns aus Sicherheitsgründen ein Tuk-Tuk genommen. Schon nach den ersten Metern ging es in entgegengesetzter Richtung durch die Einbahnstraßen und bei Rot über die Ampeln. Sicher ist sicher.
Auf dem Tonle Sap
Gestern waren wir den ganzen Tag mit einem Boot unterwegs und
haben so die Strecke von Siem Reap zu unserem neuen Ziel Battambang
zurückgelegt. Das Boot war nicht mehr das jüngste und hatte gelegentlich
Motoraussetzer. Zwischendurch rauchte es mächtig aus dem Heck heraus und es
stank nach Gummi. Gott sei Dank war es nur der Keilriemen. Das ließ sich leicht
reparieren. Das letzte Drittel der Fahrt mussten wir trotzdem ganz langsam
fahren, um den Motor zu schonen. Außerdem war der Sprit fast alle.
Gangschaltung, Kupplung und Lenkung waren eine persönliche Konstruktion des
Kapitäns. Ein Wunder der Technik.
Anfangs ging es auf schmalen Kanälen durch überflutete Sumpfwälder. Nach etwa einer halben Stunde erreichten wir offenes Gewässer. Tonle Sap heißt übersetzt "Großer See" und diese Größe beeindruckt mit Wasser bis zum Horizont.
Der größte See Südostasiens ist zugleich das fischreichste Gewässer der Welt. Bis zu 8 Tonnen Fisch werden hier jährlich je km² Fläche gefangen, und das nur per Hand mit Reußen, Netzen, Angeln und weiteren seltsam anmutenden Apparaten. Das Wasser brodelt regelrecht und wir sahen überall kleine Fische, die aus dem Wasser sprangen, als wöllten sie fliegen lernen. Wegen seines Fischreichtums ist der See ein Paradies für über 30 Vogelarten, die sich von Fisch ernähren. Wir sahen viele Reiher, Kormorane und auch Pelikane.
Die Fläche des Sees vergrößert sich in der Regenzeit um das Zehnfache. Ganze Wälder stehen dann bis zu den Kronen unter Wasser. An vertrockneten Wasserhyazinthen, die in den Baumkronen hängen, kann man den Wasserstand erahnen.
Während so die Zuflüsse des Sees in der Regenzeit zu breiten Strömen werden, sind sie gegen Ende der Trockenzeit nicht mehr beschiffbar und z.T. komplett ausgetrocknet. Das erfordert von den am See lebenden Menschen ein hohes Maß an Flexibilität. Die Häuser werden zumeist als schwimmende Konstruktionen auf Bambusstangen und/oder leeren Fässern errichtet. Dazu besitzt jede Familie ein Boot, mit dem das Haus an eine andere Stelle gezogen werden kann, falls dies Wasserstand und Witterung erfordern. An einigen schwimmenden Dörfern sind wir vorbeigefahren, haben eine kleine Manufaktur besucht, die Körbe und Taschen aus getrockneten Wasserhyazinthen fertigt und sogar eine schwimmende katholische Kirche gesehen.
Anfangs ging es auf schmalen Kanälen durch überflutete Sumpfwälder. Nach etwa einer halben Stunde erreichten wir offenes Gewässer. Tonle Sap heißt übersetzt "Großer See" und diese Größe beeindruckt mit Wasser bis zum Horizont.
Der größte See Südostasiens ist zugleich das fischreichste Gewässer der Welt. Bis zu 8 Tonnen Fisch werden hier jährlich je km² Fläche gefangen, und das nur per Hand mit Reußen, Netzen, Angeln und weiteren seltsam anmutenden Apparaten. Das Wasser brodelt regelrecht und wir sahen überall kleine Fische, die aus dem Wasser sprangen, als wöllten sie fliegen lernen. Wegen seines Fischreichtums ist der See ein Paradies für über 30 Vogelarten, die sich von Fisch ernähren. Wir sahen viele Reiher, Kormorane und auch Pelikane.
Die Fläche des Sees vergrößert sich in der Regenzeit um das Zehnfache. Ganze Wälder stehen dann bis zu den Kronen unter Wasser. An vertrockneten Wasserhyazinthen, die in den Baumkronen hängen, kann man den Wasserstand erahnen.
Während so die Zuflüsse des Sees in der Regenzeit zu breiten Strömen werden, sind sie gegen Ende der Trockenzeit nicht mehr beschiffbar und z.T. komplett ausgetrocknet. Das erfordert von den am See lebenden Menschen ein hohes Maß an Flexibilität. Die Häuser werden zumeist als schwimmende Konstruktionen auf Bambusstangen und/oder leeren Fässern errichtet. Dazu besitzt jede Familie ein Boot, mit dem das Haus an eine andere Stelle gezogen werden kann, falls dies Wasserstand und Witterung erfordern. An einigen schwimmenden Dörfern sind wir vorbeigefahren, haben eine kleine Manufaktur besucht, die Körbe und Taschen aus getrockneten Wasserhyazinthen fertigt und sogar eine schwimmende katholische Kirche gesehen.
Nach der Querung des Sees ging es flussaufwärts auf dem Sangker-Fluss
in Richtung Battambang weiter. Der Flusspegel ist bereits erheblich gesunken
und die Trockenzeit dauert noch bis Mitte April. Das sinkende Wasser macht ein
großes Problem aller Länder dieser Region sichtbar: die Vermüllung mit
Plastikabfällen. Früher bestanden alle Verpackungen aus Bananenblättern,
Palmblättern oder Lotusblüten. Das konnte man wegwerfen und nach wenigen Tagen
oder Wochen war alles verrottet. Das Wegwerfen ist geblieben, nur die
Verpackungen haben sich geändert. Es gibt weder eine funktionierende
Abfallwirtschaft noch ein ausgeprägtes Umweltbewusstsein. Mit Kopfschütteln und
Entsetzen haben wir den Anblick zugemüllter Straßenränder und Gewässer
allerorten wahrgenommen.
Wenigstens hatte einer mit dem Müllsammeln begonnen:
Krönender Abschluss unserer Bootsfahrt waren unsere Anlegestelle
und der Ausstieg. Anlegestege, wie wir sie kennen, sind hier unüblich. Man
fährt einfach mit dem Bug voran ans Ufer und steigt über die Spitze aus.
Unglücklicherweise landeten wir unterhalb eines Fischmarktes mit Schwerpunkt
auf die Fermentierung. Dunkle übelriechende Rinnsale ergossen sich in den
Fluss. Wir mussten mit tänzelnden Bewegungen, unsere 20kg-Koffer auf dem
Buckel, die Böschung erklimmen, immer darauf achtend, nicht in die stinkende
Brühe zu treten, was nahezu unmöglich war. Ich war zu beschäftigt mit mir, um
Fotos machen zu können, deshalb müsst Ihr mir an dieser Stelle einfach glauben.
Den Geruch hätte ich ja doch nicht einfangen können. Während der folgenden
Busfahrt zum Hotel blieb der stechende Geruch in der Nase haften und der erste
Weg im Hotelzimmer führte schnurstracks zur Dusche.
Donnerstag, 5. Januar 2017
Angkor Thom
Die Krönung des Gigantismus und letzte große Hauptstadt des Khmer-Reiches der Angkor-Periode stellt Angkor Thom (übersetzt: Große Stadt) dar. Auf 12 km Länge umfasst der 100m breite Wassergraben das 9 km² große Areal. Bereits die Einfahrt in die Stadt mit den die Dammstraßen einfassenden Balustraden in Form von je eine Naga (Schlange) tragenden Göttern (zur Linken) und Dämonen (zur Rechten) sowie den Stadttoren mit Ihren Gesichtertürmen lässt einen den Mund offen stehen.
Wir sind mit Tuk-Tuks die etwa 8km lange Strecke vom Hotel bis zu den historischen Stätten gefahren und konnten so Strecken innerhalb Angkor Thoms bequem zurücklegen.
In der Mitte der Anlage erhebt sich der großartige Bayon-Tempel als dreistufige Pyramide mit ehemals 54 (jetzt noch 37 erhaltenen) Gesichtertürmen. Jeder Turm hat vier in jede Himmelsrichtung schauende zwischen 3-4,5m hohe Gesichter mit den Zügen des Königs Jayavarman VII. Die Umfassungsmauern des Tempels sind mit detailreichen Reliefs geschmückt. Dargestellt werden Kriegszüge und Hofstaat des Königs, aber auch Alltagsszenen, in denen gefischt, gekocht und gegessen wird. Kinder werden geboren, Verstorbene zu Grabe getragen, Handel getrieben und Feste gefeiert.
Neben dem zentralen Bayon-Tempel gibt es weitere monumentale sehenswerte Bauwerke, wie die Terrasse der Elefanten und die Terrasse des Leprakönigs vor dem Großen Platz, die königlichen Schwimmbecken oder den einst mehr als 50m hohen Baphuon-Tempel mit einem eindrucksvollen, von Steinsäulen getragenen, Zugangssteg. Vom Königspalast sind leider nur noch die Fundamente erhalten. Auch von den hölzernen Wohnhäusern der einst innerhalb der Stadtmauern lebenden 100.000 Beamten und der insgesamt eine Million zählenden Bevölkerung ist nichts mehr erhalten.
Kulturbanausen
Termiten und Bäume haben den Tempeln gehörig zugesetzt und tun dies noch heute. Während die Termiten Fundamente unterhöhlen und Mauern zum Einsturz bringen, sprengen die Wurzeln von Schwammbäumen oder Würgefeigen das Steingefüge oder bringen das Konstrukt ob ihres Gewichtes zum Kollabieren. Die Faszination der Naturgewalten macht den Reiz der Tempelruinen aus. Die Archäologen müssen ständig neu entscheiden, wo zum Schutz der Bauwerke in die Natur eingegriffen werden muss und wo den Dingen freier Lauf gewährt wird.
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