Seiten

Montag, 4. November 2019

Logieren wie die Fürsten

Nach der Besichtigung Fatehpur Sikris machten wir uns auf den Weg nach Rajastan und bezogen Quartier in Jaipur, der Hauptstadt des Bundesstaates. Eine für den Abend geplante kulinarische Stadtführung verschoben wir auf den nächsten Tag, so dass wir etwas Zeit zum Ausruhen fanden. Wir residieren hier in einem ehemaligen königlichen Herrenhaus, in dem früher die Stammesfürsten während Ihrer Audienz beim Maharadscha untergebracht waren. Das Hotel liegt versteckt in Altstadtnähe und wird in dritter Generation als Familienbetrieb geführt. Die Zimmer sind wahrhaft fürstlich ausgestattet, zweistöckig mit Galerie und eigenem Leseraum mit Bibliothek. Die Hotelführung legt großen Wert auf originalgetreue Ausstattung und nachhaltigen Betrieb, z.B. Vermeidung jeglichen Plastiks. Ein begrünter Innenhof dient als Restaurant und Frühstücksplatz.

Abends gab es eine Aufführung einer fahrenden Puppenspielerfamilie, die traditionell für ihre Darbietungen von Dorf zu Dorf oder Stadt zieht. Das Mütterchen in undefinierbarem Alter war für Trommel und Gesang zuständig, der Sohn führte der Marionetten und die Enkel übten bereits für ihre künftige Bestimmung.

Sonntag, 3. November 2019

Fatehpur Sikri

Etwa 40 km von Agra entfernt befinden sich Überreste und die erhaltene Palastanlage der ersten Hauptstadt des Mogulreiches, Fatehpur Sikri. Die Anlage gehört ebenfalls zum UNESCO-Weltkulturerbe. Herrscher Akbar I. hatte trotz mehrerer Ehefrauen lange keine Kinder, bis ihm ein Sufi-Scheich aus Sikri drei Söhne vorhersagte und siehe da, binnen weniger Jahre wurden die Thronfolger tatsächlich gezeugt. Tief beeindruckt ließ der Großmogul seine neue Hauptstadt in Sikri errichten. Bereits acht Jahre nach Fertigstellung wurde die Residenz jedoch auf Grund Wassermangels aufgegeben und trägt nun den Beinahmen Geisterstadt. Lediglich einige Fledermäuse fühlen sich hier noch zu Hause.





Suchbild

Finde den Vati.

Samstag, 2. November 2019

Ein Weltwunder

Was Paris für Europa, ist Agra für Asien: die Stadt der Liebe. Das liegt vor allem am berühmtesten Bauwerk der Stadt, das aus Liebe zu einer Frau errichtet wurde. Das Taj Mahal gilt offiziell als eines der sieben Weltwunder der Neuzeit. Wer einmal dort war, weiß warum. Wie eine Fata Morgana erhebt sich das Mausoleum beim Betreten des Areals aus dem Himmel. Kein Bauwerk oder Berg stört die Silhouette.



Das Taj Mahal wurde vom Mogulherrscher Shah Jahan zu Ehren seiner Lieblingsfrau Mumtaz Mahal errichtet, die während der Geburt Ihres 14. Kindes verstarb. Es ist von absoluter Symmetrie geprägt, die Außenhülle besteht aus weißem Marmor, verziert mit Intarsien und Edelstein-Einlagen. In der Mitte des Bauwerks befindet sich der Sarkophag der Herrscher-Gemahlin, seitlich versetzt das Grab des Moguls (Kaisers). Ursprünglich sollte er ein eigenes Mausoleum aus schwarzem Marmor auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses erhalten. Beide Gebäude sollten durch eine goldene Brücke verbunden sein. Der Bau wurde nie begonnen, nur die Fundamente des zweiten Mausoleums sind erhalten. Die Errichter des Taj Mahal haben neben praktischen Ansätzen (die Minarette wurden z.B. nach außen geneigt errichtet, um bei einem Erdbeben nicht aufs Gebäude zu stürzen) auch einige optische Täuschungen im Bauwerk untergebracht. Die umgebenden Halbsäulen besitzen z.B. bei genauem Betrachten nur zwei Außenecken. Aus der Ferne betrachtet erscheinen sie aber wie ein Vieleck mit zwei Außen- und drei Innenecken, wie nachfolgende Bilder belegen.


Welterbestätten in Agra

In den vergangenen 24 Stunden haben wir gleich drei UNESCO-Weltkulturerbestätten in und um Agra besucht. Das Fort Agra war eine von vier Herrscherresidenzen der Moguln-Fürsten. Die Moguln herrschten fast dreihundert Jahre lang über Zentralindien und Teile des heutigen Pakistans. Sie brachten den Islam nach Indien und begründeten Ihre Dynastie unter Mogul Akbar im 16. Jahrhundert. Das Fort ist ein 2,5 km² großes Areal, umgeben von einer gewaltigen zweistufigen Mauer aus rotem Sandstein. Es galt als uneinnehmbar, bis die Briten kamen. Die untere Mauer war früher von einem breiten Wassergraben umgeben, in dem hungrige Krokodile schwammen. Zwischen unterer und oberer Mauer befand sich ein Ring, in dem Löwen patrouillierten. Ganz oben warteten Soldaten hinter den Zinnen mit allerlei unfreundlichem Gerät. Sollte eines der vier Zugangstore eingenommen werden, konnte durch Löcher im Mauerwerk Öl auf die Wege gegossen und anschließend angezündet werden. Auf dem Gelände befinden sich Paläste, eine große Moschee und eine Audienzhalle mit großem Garten sowie viele weitere Gebäude, die zum Großteil nicht zugänglich sind. Von den Palastanlagen hat man einen wunderbaren Blick auf das Taj Mahal.




Ganz in der Nähe befindet sich das wunderschöne Mausoleum eines wichtigen Wesirs (Ministers). Umgangssprachlich wird das Gebäude als Baby Taj Mahal bezeichnet wird, da seine persische Architektur als Vorbild für das Taj Mahal diente.




Freitag, 1. November 2019

Metro fahren in Indien

Am Abend haben wir uns auf eigene Faust zu einer Shoppingtour aufgemacht, sind mit der Metro zum Connaught Place gefahren, einem großen zentralen Platz in Neu-Delhi mit vielen Geschäften, Bars und Restaurants im Umfeld. Ich wollte unbedingt mal Metro in Indien fahren und das funktionierte erstaunlich gut, obwohl die Wagen proppevoll waren. Bahnsteige und Züge sind sehr sauber, man findet sich schnell zurecht. An jedem Eingang gibt es Sicherheitskontrollen wie am Flughafen. Als Fahrkarte bekommt man kleine elektronische Tokens (Chips in 2 Euro-Größe), mit denen man die elektrischen Schranken öffnen kann. Beim Verlassen der Metro wirft man den Chip in einen Schlitz, dann öffnet sich die Schranke. Eine Fahrt kostete umgerechnet nur 40 Cent. Sowohl bei den Sicherheitskontrollen als auch den Metrowaggons gibt es Frauenspuren bzw. -abteile. Am Anfang haben wir das nicht gleich mitbekommen und sind gemeinsam in ein Frauenabteil eingestiegen. An der nächsten Station hat Sicherheitspersonal uns Männer in das gemischte Abteil gescheucht. Von da an wussten wir Bescheid. Es wird viel für die Sicherheit der Frauen getan, um das angekratzte Image aufzupolieren nach diversen Übergriffen und Massenvergewaltigungen in der Vergangenheit. So ist in Delhi neuerdings die Nutzung des öffentlichen Busverkehrs für Frauen kostenlos und in jedem Bus gibt es zwei Sicherheitsleute als Aufsicht und zum Schutz.
Man muss etwas aufpassen, wenn man unterwegs ist. Ständig sprechen einen freundliche Menschen an, die dich mit der Motor-Rikscha an einen viel besseren Platz zum Einkaufen bringen wollen. Sie argumentieren sehr überzeugend und nach der ersten Tour wurde uns klar, dass sie einen Deal mit den Geschäften hatten, um Touristen dahin zu bringen. Auch wenn wir gleich wieder raus sind aus den Läden, blieben die Leute höflich und freundlich. Schließlich hatten wir den Dreh raus und wehrten solcherlei Offerten erfolgreich ab. Wir fanden sogar einen schönen Biergarten, wo Bier und Wein serviert wurde. Dort haben wir auch gut gegessen. Anschließend flanierten wir durch die Geschäfte und machten uns schließlich auf den Rückweg. Gut, dass ich mir am Flughafen eine indische SIM-Karte besorgt hatte. Ohne Navi hätten wir uns zu Fuß nicht zurecht gefunden.

Mittlerweile sind wir in Agra angekommen und haben ein erstes stattliches Programm absolviert. Die Eindrücke sind so intensiv und vielschichtig, dass ich nur scheibchenweise und mit Verzögerung berichten kann. Es fehlt mir schlicht die Zeit zum Schreiben. Während die anderen drei aus unserer Herde bereits tief und fest schlafen, schreibe ich diese Zeilen. Morgen geht es kurz vor fünf raus, um das Taj Mahal bei Sonnenaufgang zu erleben. Na dann: Gute Nacht!

Donnerstag, 31. Oktober 2019

Vanshika

Heute morgen stand ein Höhepunkt unserer Reise an. Es ging zunächst mit dem Auto in die Randbezirke Delhis, dann durch ein paar Gassen zu Fuß und schon waren wir bei unserem Patenkind. Vanshika begrüßte uns gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrer Schwester mit einem traditionellen Ritual. Wir bekamen der Reihe nach einen roten Punkt auf die Stirn gemalt, darauf ein Reiskorn geklebt und anschließend wurden unsere Köpfe mit Blütenblättern bestreut.
Gemeinsam saßen wir eine Weile zusammen, tauschten Geschenke aus und stellten uns gegenseitig Fragen. Wir hatten für Vanshika ein persönliches Memory-Spiel anfertigen lassen mit Fotos aus unserer Heimat und von unserer Familie. Eine spezielle Holzbox zur Aufbewahrung der Kärtchen wurde im Vorfeld von unserer Helene liebevoll bemalt. Natürlich mussten wir gemeinsam ein erstes Spiel bestreiten und hatten viel Spaß dabei.
Auf einem Globus suchten wir nach Indien und Deutschland und nach einem letzen gemeinsamen Foto hieß es schon wieder Abschied nehmen. Dieses Treffen war ein beeindruckendes Erlebnis. Wir werden Vanshika weiterhin tatkräftig unterstützen auf ihrem Weg zu einer selbstbewussten, klugen und starken Frau.






Frau Merkel in Delhi

Zeitgleich mit uns ist Frau Merkel zu einer Stippvisite in Delhi eingetroffen. Wenn wir das vorher gewusst hätten, wäre eine Menge CO2 einzusparen gewesen, wenn wir uns gemeinsam auf den Weg gemacht hätten. Aber uns hat ja niemand gefragt...
Jedenfalls waren die Strecken, die Frau Merkel in der Stadt zurücklegt, eindeutig auszumachen. An diesen Stellen waren die Straßen gesäumt mit Ihrem Abbild und einem Willkommensgruß auf deutsch und hindi.

Old Delhi

Mit etwas Schlafdefizit von der langen Flugreise stürzten wir uns kurz nach Ankunft im Hotel ins Getümmel und unternahmen eine kulinarische Stadtführung durch Alt-Delhi. Eingerahmt wird die Altstadt vom imposanten Roten Fort, der ehemaligen Herrscherresidenz, und der Freitagsmoschee Jama Masjid, auf deren Innenhof 25.000 Menschen Platz finden.



Über die schlechte Sicht und Luft im Allgemeinen herrschten auf Nachfrage unterschiedliche Meinungen. Der eine meinte, es wären die Überreste eines Feiertages, bei dem viele Feuer und Raketen gezündet wurden, der andere sprach vom Beginn der Winterzeit, wo es typischerweise neblig sei. Von Smog wollte keiner was wissen.

Die Altstadt selbst ist nicht das, was wir unter einer typischen europäischen Altstadt verstehen. Die Gebäude sind hier eher nebensächlich und zweckdienlich, von gewöhnungsbedürftigem Charme und nicht selten auf den zweiten Blick akut einsturzgefährdet. Im Mittelpunkt steht der Mensch, von dem es in Delhi ausgesprochen viele Exemplare gibt (etwa 20 Mio). Dass die Altstadt aus einem Gewirr schmaler Gassen besteht, hält niemanden davon ab, mit allen möglichen Gefährten die Wege zu verstopfen. Um hier heil durchzukommen, ist höchste Aufmerksamkeit gefragt, allein schon deshalb, weil der Weg nicht immer eben und manchmal von offenen Abwasserkanälen durchzogen ist.







Das Streetfood war trotzdem lecker und der Besuch eines einheimischem Restaurants war kulinarisch ein Genuss. Perfekt wäre es in Begleitung eines kühlen Bieres gewesen, doch diesbezüglich ist hier tote Hose. Sowohl für Hindus als auch Muslime ist Alkohol tabu. Selbst Restaurants schenken nichts aus. Wir werden es überleben 😞.

Dienstag, 29. Oktober 2019

Parken in der Business Class

Die Anfahrt nach Berlin-Tegel war entspannt, kaum Verkehr. Vorausschauend hatte ich online eingecheckt und einen Parkplatz für unsere 18tägige Abwesenheit für vertretbare 80,- EUR gebucht. Ein Platz im Parkhaus P2, nur wenige Meter zu Fuß bis zum Terminal. Wir also schnurstracks zum Parkhaus, die Kreditkarte ans Lesegerät gehalten und ab durch die sich öffnende Schranke. Rein ins Terminal, Gepäck aufgegeben, ein paar nervige Anrufe weggedrückt (unbekannte Nummer), durch die Sicherheitskontrolle und in der Wartelounge bequeme Plätze gesucht. Dann haben wir mit einem Bier auf die anstehende Reise angestoßen. Eine halbe Stunde vor dem Einstieg dann ein Anruf aus der Firma. Unser Parkplatzvermieter versuche verzweifelt, mich zu erreichen und warte mit dem Shuttlebus. Ich: ääähhh?! Also rufe ich die unbekannte Nummer zurück und sage, dass ich auf P2 stehe und alles in Ordnung sei. Er klärt mich auf, dass sein P2 nicht das P2 am Flughafen sei, sondern 6km entfernt, und gratuliert mir anschließend zur teuersten Parkgebühr ever, wenn wir aus dem Urlaub zurückkommen. Schnell recherchierte ich im Internet nach den Parkgebühren auf P2 am Flughafen Berlin-Tegel… und brauchte ein weiteres Bier.