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Sonntag, 10. Dezember 2017

Royal Railway


Wie angekündigt ging es am frühen Morgen mit der königlichen Eisenbahn zurück nach Phnom Penh. Unglücklicherweise liegt der Bahnhof in der Nähe des Überseehafens. Einen Teil des Weges zum Bahnhof mussten wir zu Fuß zurücklegen, weil die Zufahrt durch Container-LKW versperrt war, die auf ihre Einschiffung warteten (ging ja gut los). Von Bahnhof kann man nicht wirklich sprechen, eher von einem größeren Wartehäuschen. Die Zufahrt bzw. der Zugang besteht aus einer unbefestigten Staub- und Schotterpiste, der eigentliche Bahnhof aus einer überdachten Halle ohne Türen. Der Ticketschalter bestand aus einem Klapptisch und einem Stuhl mit einem Jungchen drauf, der seelenruhig und akribisch für jeden der in einer großen Menschentraube Wartenden ein Papierticket mit allerlei Angaben ausstellte. Start war laut Fahrplan 7 Uhr, Ankunft in der Hauptstadt 15 Uhr, am Flughafen wollten wir spätestens 19 Uhr sein. Genug Zeit also, dachten wir. Es sollte anders kommen. 10 vor 7 bekamen wir endlich unser Ticket und Punkt 7 setzte der Zug sich in Bewegung.
Nach ca. 2km ging es wieder zurück zum Bahnhof. Der Zug hatte nur das Gleis gewechselt und war bis zur nächsten Weiche gefahren. Wie sich herausstellte, wurde noch auf diverse Mitreisende gewartet, die sich verspätet hatten. Keinen vom Zugpersonal schien die Verzögerung etwas auszumachen. Kurz nach halb acht ging es tatsächlich los. Die ersten Kilometer waren landschaftlich wenig royal, aber im Verlauf ging es durch weite Reisfelder, an kleinen gepflegten Bauerhöfen und schönen Landschaften vorbei.



Nach zwei Stunden der erste Stopp. Nicht wie bei uns, einsteigen, aussteigen, weiter. Nein, hier kann man gemütlich einkaufen gehen, sich die Beine vertreten und mit viel Glück geht es nach 15 min weiter.

Weitere 2km nach dem Stopp hielt der Zug auf freiem Feld. Wir standen an einer Passierstelle und erfuhren, dass wir hier zwei entgegenkommende Züge vorbeilassen müssen, bevor es auf der eingleisigen Strecke weitergeht. Na gut, wir hatten ja Zeit, warten wir also ein wenig. Es vergingen geschlagene zwei Stunden, bevor es weiterging und die Schaffnerin behauptete auf Nachfrage immer noch, dass wir um drei in Phnom Penh sind. Ich will es abkürzen: kurz vor halb sieben fuhren wir in den Hauptbahnhof ein, nach mehr als 11 Stunden Fahrt für eine 275 km lange Strecke. Das macht eine Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 25km/h. Warum sind wir nicht gleich mit dem Fahrrad gefahren? Jetzt mussten wir noch vom Bahnhof zum Flughafen. Also schnell ein Tuk-Tuk geordert, dessen Fahrer einen unverschämten Preis für die paar Kilometer verlangte. Heute sei so viel Verkehr, dass er das bräuchte, sagte er. Wir willigten schließlich ein und tatsächlich war die Stadt komplett verstopft. Es war einfach kein Durchkommen. Der Fahrer fragte uns, wann wir am Flughafen sein müssten und zog dann alle Register. Er manövrierte uns im Affenzahn in James-Bond-Manier quer über Märkte, durch dunkle schmale Gassen, nutzte Tankstellen zum Überholen, bremste Mopeds und Autos laut hupend aus und schaffte es tatsächlich bis kurz nach sieben bis zum Terminal. Die 15 Doller hatte er sich redlich verdient. Nun sitzen wir im Flieger auf dem Weg nach Hause mit vielen schönen Erinnerungen im Gepäck.

1 Kommentar:

  1. Interessant eure Reise mit dem Zug zum Flughafen.Dazu braucht man doch Nerven wie Stricke.Das wäre nichts für mich,aberihr habt alles pünktlich geschafft. Dort tickeneben die Uhren anders.
    Jetzt wünschen wir euch eine guten, störfreien Nachhauseflug,bis zum Wiedersehen l. G. Maria

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