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Sonntag, 7. Januar 2024

Wandern über den Wolken

Heute war Wandertag. Es wurde auch Zeit für Bewegung, nachdem wir alle Tage rumkutschiert wurden. Insgesamt sind wir an die 18km durch die Berge gelaufen. Ziel war ein Aussichtpunkt, der Irente Viewpoint. Von hier oben hat man einen grandiosen Blick aus 1.500m Höhe auf die nur 600m hoch gelegene vorgelagerte Ebene. Es geht vom Aussichtsfelsen also 900m senkrecht nach unten. Nervenkitzel, sofern es die Wolken zulassen. Als wir oben ankamen, war nur Wolkensuppe zu sehen bei absoluter Windstille. Also hieß es warten. Nach 10 Minuten riss die Wolkendecke etwas auf und gab den Blick frei. Der Aussichtspunkt ist nach dem gleichnamigen Dorf in der Nähe benannt. Recht lustig ist der Namensursprung. Die Briten verpachteten das Land an tansanische Zuwanderer. Es sprach sich rum und die Angesiedelten sagten zu den Zugezogenen: I rent a piece of land. Daraus wurde dann I rent a... = Irente. Übrigens deutsch bzw. Swahili ausgesprochen, also mit I statt Ei. Vom Irente Viewpoint ging es eine Stunde weiter zum Mittagessen auf den Landsitz einer ehemaligen deutschen Kaffeeplantage. Das Gutshaus aus dieser Zeit ist gut erhalten und wird als Hostel mit sauberen Zimmern und gutem Essen geführt. Das Land wird für Gemüseanbau und Plantagenwirtschaft weiterhin genutzt, nur Kaffee wird nicht mehr angebaut. Der Versuch der Deutschen, Kaffee in dieser Gegend zu etablieren, scheiterte vor allem am immerfeuchten Boden, der die Wurzeln der Kaffebäume verfaulen ließ. Es fehlte außerdem an ausreichend Arbeitskräften und Transportmöglichkeiten, um die Bohnen aus den Bergen an die Küste zu schaffen. Eine geplante Bahnlinie in die Berge ist durch Ausbruch  des 1. Weltkriegs nicht zur Ausführung gekommen. Die Deutschen versuchten es nach dem gescheiterten Kaffeeanbau mit Plantagenwirtschaft, vor allem dem Anbau schnellwachsender Bäume für die Holz- und Möbelindustrie. Das hatte Erfolg und wird bis heute fortgesetzt. In den Pinienwäldern sieht es wie zu Hause aus. Tansania ist dank des deutschen Botanikers Richard Hindorf zum weltweit größten Exporteur für Sisal aufgestiegen. Er verschiffte 1892 ca. 1.000 Planzen aus Florida nach Tansania, von denen gerade mal 62 Stück den langen Weg überlebten. Daraus entwickelte sich Anfang des 20. Jahrhunderts der erfolgreichste Wirtschaftszweig des Landes. Auf dem Weg von Arusha in die Usambaraberge haben wir weitläufige Felder der ananasartigen Pflanze passiert. Zurück zur Wanderung: Auf dem Rückweg haben wir sogar ein Kempinski-Hotel entdeckt (afrikanisch: Campinski, siehe Foto) und einige Chamäleons gesehen, aber erst nach entsprechenden Hinweisen unseres Wanderführers. Trotz scharfem Falkenblicks gelang es uns nicht, selbst eines zu erspähen. Sie sind einfach zu gut getarnt. Ein passendes Suchbild reiche ich im nächsten Post nach.











1 Kommentar:

  1. Hallo ihr Lieben,
    das Bild mit dem Blick in die Wolken, sieht aus wie von Caspar David Friedrich. Ein sehr schönes Motiv.

    Mit lieben Grüßen aus der Heimat

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