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Samstag, 20. Mai 2023

Im Zentrum der Stadt

Ein halbstündiger Spaziergang führte uns heute ins administrative Zentrum der Stadt. Die im Bürgerkrieg zerstörte Innenstadt wurde auf fragwürdige Art wiederaufgebaut. Ehemalige Eigentümer wurden enteignet und entschädigt. Ein einziger (halbstaatlicher) Investor strukturierte und bebaute das gesamte Areal. Der neue Central District ist hübsch, sauber, aber steril. Zumindest lockern die restaurierten historischen Kirchen und Moscheen das Gesamtbild auf. Trotzdem oder deswegen flammen in regelmäßigen Abständen Konflikte auf, gibt es Schießereien und Attentate mit vielen Toten. Aus diesem Grund sind viele Straßen für den Verkehr gesperrt, wichtige Gebäude sowie Kirchen und Moscheen werden vom Militär mit Maschinengewehren im Anschlag bewacht. Inmitten der Straßensperren bewegten wir uns einsam durch die historische Substanz, besichtigten Kirchen und Moscheen. Unsicher haben wir uns nie gefühlt, es schien surreal, wie in einem Computerspiel á la King´s Quest: Finde den nächsten Schatz!






Mitnichten soll dieser Bericht nach der großen Tristesse klingen. Im Gegenteil. Wir hatten einen großartigen Nachmittag! Denn inmitten der hübschen Bausubstanz entwickelt sich aus der Depression der großen Explosion heraus neues Leben auf den Straßen. Die Souks von Beirut sollen in drei Monaten wieder vollständig öffnen, in den Fußgängerzonen etablieren sich Straßenmärkte, wo Christen, Drusen und Muslime ihre Waren feilbieten. Auf einem dieser Märkte sind wir hängengeblieben, haben neue Freundschaften geschlossen mit Sylvia, Sam und Michael. Wir haben Kontakte geknüpft zu einem kleinen Weingut im Libanongebirge und Einladungen bekommen nach Panama, wo man wunderschönen Urlaub machen könne. Wir haben Gewürze gekauft, Kichererbsenbrei gegessen, Arak probiert und leckeren Wein und Sangria genossen. Außerdem gab es gute Tipps zum Ausgehen heute Nacht. Einfach ein wunderbarer Tag!

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